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Bauernproteste gehen weiterMit dem Traktor zum Flughafen

Erneut demonstrieren Landwirte, diesmal am Frankfurter Airport. Den Ort haben sie nicht zufällig gewählt. Es geht ihnen um fairen Wettbewerb, sagen sie.

Foto: Mike Seeboth/dpa

FRANKFURT/MAIN dpa | Hunderte Landwirte haben mit einer Protestfahrt um den Frankfurter Flughafen gegen das Auslaufen der Steuererstattungen für Agrardiesel demonstriert. Wie ein Polizeisprecher sagte, begaben sich die Bauern am Samstagmorgen gegen 6 Uhr Richtung Airport. Angekündigt waren bis zu 2000 Traktoren, es kamen zunächst aber deutlich weniger. Am frühen Samstagmorgen seien es 500 bis 600 Traktoren gewesen.

Geplant war eine Protestfahrt rund um das Gelände. Die Polizei erwartete bis zum Nachmittag Straßensperrungen. Der Flughafenbetreiber Fraport bat darum, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen anzureisen oder für die Anreise im Auto mehr Zeit einzuplanen. Am Morgen sei es zwar zu kurzzeitigen Beeinträchtigungen gekommen, das große Chaos sei aber ausgeblieben, hieß es von der Polizei.

Den Frankfurter Flughafen wählten die Landwirte nicht zufällig aus. Es gehe bei dem Protest nicht mehr nur um Agrardiesel, sondern um fairen Wettbewerb, teilten mehrere der teilnehmenden Bauernverbände mit. „Was für die Luftfahrt gilt, muss auch für uns Bauern gelten: Nach wie vor wird Flugbenzin nicht besteuert, weil damit ein Wettbewerbsnachteil für die deutsche Luftfahrt verbunden wäre.“ Der Flughafen Frankfurt und der Cargo-Bereich stünden symbolisch für die Einbindung der deutschen Wirtschaft und Landwirtschaft in globale Lieferketten und Märkte.

Die Ampel-Koalition hat ihre Sparpläne bei der Landwirtschaft für den Haushalt 2024 bereits abgeschwächt. Die Steuervergünstigungen beim Agrardiesel sollen demnach nicht auf einen Schlag enden, sondern in den nächsten Jahren schrittweise auslaufen. Dagegen gibt es seit Wochen bundesweite Proteste von Landwirten. Ferner geht es bei den Demonstrationen auch um aus Sicht der Bauern zu strenge Vorgaben und überbordende Bürokratie.

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7 Kommentare

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  • OK, Protest gegen Ungerechtigkeit ist durchaus zu respektieren. Behinderungen anderer ist dabei sicher nicht unvermeidbar. Doch was ein Skandal ist, das ist die Ungleichbehandlung der Protestierenden. Die LG Kids wurden zu Kriminellen erklärt, als Klima-RAF bezeichnet und erhielten 2 Monate Freiheitsentzug für das Sperren irgendeiner Straße in der Stadt. Die Bauern werden überhaupt nicht belangt, obwohl sie AUTOBAHNEN sperren und absichtlich verdrecken. Die Kids haben nicht aus materialistichen Gründen demonstriert, die Bauern ausschließlich für egoistische Privilegien. Ich vermisse eine Reaktion in der Gesellschaft für diese Ungleichbehandlung.

    • @Perkele:

      Es geht um Besitzstandswahrung. Und da die eine treibende Kraft ist und viele, viele Befürworter hat, werden halt die Bauern beklatscht und die LG verhaftet.

    • @Perkele:

      Eine Menge Leute ist da vermutlich ganz bei den Landwirten, - schließlich geht es vordergründig um "billigen Treibstoff / Diesel / Sprit". Gerade das Materielle / "Egoistische" weckt Sympathien.



      Die Mehrheit der Bevölkerung ist in Wahrheit GEGEN Klima- und Umweltschutz, - weil der nicht zum Nulltarif zu haben ist. Die ausbleibende Kritik an den Traktorenaufmärschen zeigt das sehr deutlich.

      • @Woodbine:

        Da ist was dran. Es wäre eine sehr wichtige Aufgabe für Politiker*innen die Sachverhalte so zu kommunizieren, die Leute aufzuklären, denn ohne atembare Luft, mit Extrem-Unwettern im Übermaß oder katastrophaler Dürre kann man weder geringen noch überbordenden Wohlstand genießen. Merkt das keiner?

    • @Perkele:

      Genau so sehe ich das auch. Danke für Ihren Kommentar!

  • Mal eben das Motto gewechselt? Gegen welche Subventionen wird als Nächstes demonstriert?

  • "Von wegen" Kraftwerk und fahrn auf der AB❗



    youtu.be/iukUMRlaB...i=stTZRVJa-s5uvTmZ



    "Die A2 war am Freitag zwischen Braunschweig-Watenbüttel und der Raststätte Zweidorfer Holz Nord für knapp acht Stunden gesperrt. Trecker hatten dort Mist, Holz und Reifen abgeladen. Die Polizei ermittelt."



    Quelle:



    www.ndr.de/nachric...-frei,mist104.html