: Wenn einem die Musik etwas Wärme schenkt
Es ist spät in der Nacht und auf dem S-Bahnhof Yorckstraße in Schöneberg ist es unfassbar kalt. Der Wind ist eisig, ich setze meine Kopfhörer auf und stecke meine Nase unter den Schal.
Ein Typ mit grünem Schal und ebenfalls mit Kopfhörern steht unter der Uhr. Er tanzt. Ich sehe herüber. Er bewegt sich so, dass ich meine, er tanzt genau zu dem Song meiner Playlist, den ich gerade höre. Ich mache eine Bewegung und da bemerkt er mich, sieht kurz erschreckt aus, dann schüttelt er sein Bein aus.
Nanu, denke ich und stelle belustigt fest, dass er offenbar so tut, als sei nur sein Bein eingeschlafen. Es ist ihm unangenehm, dass ich ihm beim Tanzen zugesehen habe, denke ich, dabei ist das doch eine super Idee, um warm zu werden. Ich fange also auch an zu tanzen. Erst nur mit kleinen Bewegungen, irgendwann richtig. Ich schiele zu dem Tänzer herüber und sehe, auch er tanzt wieder. Wir tanzen stumm und konzentriert vor uns hin.
Berlin-Schöneberg
124.500 Einwohner*innen.
Zu Schöneberger Musik tanzen kann man mit David Bowie und Iggy Pop. Die beiden teilten sich in dem Ortsteil mal eine Wohnung. Für seinen Hit „The Passenger“ ließ sich Pop durch seine Fahrten mit der Berliner S-Bahn inspirieren.
Als die S-Bahn einfährt, ist mir warm. Der Tänzer und ich sehen uns beim Einsteigen nicht an. Wir setzen uns in ein anderes Abteil. Aber wir teilen ein wärmendes Geheimnis. Isobel Markus
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