das detail: Tennisbälle, ganz viele
Der Ball bleibt rund. Dagegen haben auch Fußballfans nichts. Aber sonst ist das, womit sie sich einbringen, etwas anders als das, was die Offiziellen wollen. Deren Spielgerät hat einen Umfang von 68 bis 69 Zentimeter. Fans aber werfen gerne Tennisbälle auf den Platz. Die haben etwa 20 Zentimeter Umfang, aber sportpolitisch betrachtet durchaus Gewicht.
Am Samstag haben Fans von Hertha BSC im Berliner Olympiastadion sehr viele dieser kleinen Bälle auf den Rasen geworfen. Über eine halbe Stunde war die Partie gegen den Hamburger SV unterbrochen. Die Fans protestierten gegen den Einstieg von Investoren, wie es die Profklubs der Deutschen Fußball-Liga jüngst beschlossen haben.
Bei solchen Fanprotesten mit Tennisbällen geht es immer gegen die Zumutungen, mit denen die DFL dafür sorgt, dass Fans, die alles zu geben bereit sind, immer weniger respektiert werden, immer weniger Gehör finden.
Tennisbälle sind ein klares Symbol. Kleiner als der große PVC-Hightech-Fußball, den nur noch geschichtsvergessene Romantiker als „rundes Leder“ bezeichnen. Ursprünglich gehören Tennisbälle zum feinen „weißen Sport“, eine Upper-Classes-Veranstaltung, deren Ursprünge an Königshöfen liegen. Dass sie nun massenhaft von Fans benutzt werden, ist eine demokratische Aneignung allerfeinster Sorte. Zudem sind Tennisbälle recht einfach und gut zu werfen, und anders als von Bierdosen oder Feuerzeugen geht von ihnen keine Gefahr aus.
Um es in der englischen Übersetzung eines Oliver-Kahn-Klassikers zu sagen: „Balls, we need balls.“
Martin Krauss
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