: „Ich will nicht nur verwalten“
Katrin Schmidt-Sailer, 57, leitete ein Kita-Zentrum
Mein Frust kam in Wellen und die Abstände wurden immer kürzer. Für mich ist wichtig zu erkennen, dass sich was bewegt. Aber ich drehte mich auf der Stelle. Also bin ich ausgestiegen.
Mein Slogan war immer: Ich möchte gestalten, nicht verwalten. Klopapier, Möbel oder Spielbedarf bestellen – darum haben sich früher Kolleg*innen aus der Verwaltung gekümmert. Heute muss ich für all das drei Angebote einholen. Mit der Zeit hatte ich immer weniger Kapazitäten für das, wofür ich eigentlich angetreten bin.
Immer wieder an der Realität zu scheitern, frustriert auf Dauer. Wer im pädagogischen Bereich arbeitet, ist Gestalter*in und möchte kreativ die Ideen der Kinder aufgreifen und umsetzen. Wenn ein Kind erzählt, es war im Zoo und hat eine Babygiraffe gesehen und möchte sie allen zeigen, dann wäre es logisch, einen Ausflug zu organisieren. Aber das ist schwer umzusetzen.
Die Fragen, denen wir uns stets zuerst widmen müssen, sind: Wie viele sind heute da? Wer kann was machen? Wie viele Kinder muss wer im Blick haben? Die Kinder spüren unseren Stress und reagieren entsprechend darauf. Die Zahl der Kinder, die wir als herausfordernd empfinden, hat zudem zugenommen.
In meinen 17 Jahren als Leitung eines Kita-Zentrums in Karlsruhe hat sich einiges entwickelt. Zum einen ist der Bedarf an Betreuung für Kinder unter drei immer weiter gestiegen. Zum anderen arbeiten mehr Erzieher*innen in Teilzeit. Man braucht also mehr Personal und entsprechend mehr Kapazitäten für Führungsarbeit. Für Teamarbeit waren weiterhin zwei Stunden vorgesehen, egal ob wir 20 oder 40 Leute waren. Da hat mein Träger keinen Unterschied gemacht. Aber ich würde behaupten, auch mein Träger ist immer mehr in Not gekommen, weil Verwaltungsvorschriften dazukamen und auch der Personalmangel verwaltet werden muss.
Ich bin Gewerkschafterin und denke: Mehr Gehalt ist nicht das Zünglein an der Waage. Es braucht vor allem bessere Arbeitsbedingungen. Denn durch den Stress werden auch wir kränker. Ich hatte viele Ideen, aber die verpufften. Jetzt gebe ich selbstständig Schulungen zur gewaltfreien Kommunikation und arbeite mit pädagogischen Fachkräften. Bedarf ist da, denn die aktuelle Lage belastet viele Teams. Protokoll: Adefunmi
Olanigan
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