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Archiv-Artikel

Massendemonstration in Madrid gegen ETA

Hundertausende Spanier protestieren gegen Dialog mit den Separatisten. Opfervereinigung: Verrat an den Toten

MADRID taz ■ Die spanische Vereinigung der Opfer des Terrorismus (AVT) macht mobil. Am Samstagabend rief die Organisation, in der sich ein Großteil der Angehörigen der 850 Todesopfer und tausende Verletzte der Anschläge der baskischen Separatistenorganisation ETA zusammengeschlossen haben, zu einer Demonstration in Madrid auf. Das Motto lautete: „Wegen ihnen, wegen allen. Verhandlungen in meinem Namen – Nein!“

240.000 Menschen folgten nach Angaben der Madrider Regierungsdelegation dem Aufruf gegen das Dialogangebot des spanischen Regierungschefs José Luis Zapatero an ETA. Die hauptstädtische Gemeindepolizei spricht von 850.000, die Veranstalter gar von einer Million.

Der Protestmarsch wurde vom Forum von Ermua unterstüzt – einer Organisation, die sich nach der Entführung und Ermordung des konservativen Gemeinderats im baskischen Dorf Ermua, Miguel Angel Blanco, 1997 gründete. Auch die konservativen Volkspartei (PP) rief ihre Anhänger zur Teilnahme auf. Oppositionschef Mariano Rajoy und seine gesamte Parteiführung trugen ein Transparent mit der Aufschrift „Für die Freiheit“. Der Vorgänger Zapateros im Amt des Regierungspräsidenten, der Konservative José María Aznar, beteiligte sich ebenfalls. Er selbst entkam 1995 nur knapp einem Bombenattentat. Mit über 400 Busen waren Demonstranten aus ganz Spanien angereist. „Zapatero, Betrüger!“ riefen die Demonstranten immer wieder.

Die Opfervereinigung befürchtet, dass ein möglicher Dialog zu Hafterleichterungen für die verurteilten Etarras führen könnte. „Die Verhandlungen mit den Mördern der terroristischen Bande ETA ist ein Verrat an den Toten“, rief der Vorsitzende der AVT, Francisco José Alcaraz, auf der Abschlusskundgebung. „Verhandlungen mit den Terroristen macht den Tod unserer Angehörigen und den Schmerz der Verletzten sinnlos“, fügte er hinzu.

Er verlangte von Zapatero, dass er den Antiterrorpakt zwischen seiner regierenden sozialistischen PSOE und der Oppositionspartei PP wieder aktiviert. Der Pakt brach vor wenigen Wochen auseinander, als die Regierung ein Dialogangebot an ETA im Parlament verabschieden ließ. Alle Parteien mit Ausnahme der PP stimmten dafür.

Die Konservativen befürchten, dass Zapatero mit seiner neuen Linie der stark angeschlagenen ETA eine Atempause verschaffen könnte. Die PP glaubt, dass ETA mit polizeilichen Maßnahmen besiegt werden kann.

Zapatero selbst besuchte am Samstag in Südspanien die Akademie der paramilitärischen Polizeieinheit Guardia Civil. „Die Opfer des Terrorismus werden immer in den Herzen und der Erinnerung der Spanier sein“, versicherte er. Auch das ETA-Umfeld meldete sich am Samstag zu Wort. Die verbotene Batasuna mobilisierte 20.000 Anhänger der ETA-Separatisten nach Bilbao. Der Sprecher der verbotenen Partei Arnaldo Otegi zeigte sich zuversichtlich, dass es bis spätestens kommende Ostern zu einem Dialog zwischen ETA und Regierung kommen wird.

REINER WANDLER

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