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Wenn im Gespräch ein neuer Begriff gelernt wird

Zum ersten Mal den Ausdruck Raunächte gehört habe ich in Delmenhorst. Leider ist es seither unmöglich, die Zeit zwischen Weihnachten und Epiphanis zu durchleben, ohne an diesen Moment in dem Gespräch zurückzudenken. Es war Ende Juni, in einem Café in Sichtweite zur Markthalle, die so verblüffend wirkt, weil niemand ihr französisches oder vielleicht auch katalanisches Flair hier auch nur vermuten würde, aber drinnen, weil es regnete.

Das Gespräch mäanderte so ein bisschen, möglicherweise, weil ich die Idee verworfen hatte, ein Interview mit der Wünschelrutengängerin für die Zeitung aufzuschreiben, zumal sie ihren Beruf an den Nagel gehängt hatte. Plötzlich fällt das Wort: „Raunächte“. Kannte ich nicht. Frage ich nach. Sie: „Das sind die Nächte zwischen Weihnachten und 6. Januar.“ Und weiter, mit sehr ernstem Blick: „Das ist die Zeit, in der man am besten mit Morgenurin gurgelt.“ Oh. Ich merke, dass ich, obwohl es doch Sommer ist, ein bisschen von ihr abrücke, mit dem Stuhl, unwillkürlich, voll verklemmt und so intolerant. Und jedes Jahr nach Weihnachten schäme ich mich noch immer ein bisschen dafür. Benno Schirrmeister

Delmenhorst

83.059 Ein­woh­ner*innen.Westlich von Bremen und ostsüdöstlich von Oldenburg gelegen, ist sie Niedersachsens neuntgrößte Stadt, gegründet 1371, dann von Element of Crime 2005 besungen. Anders als im Lied behauptet, gibt es fünf lupenreine Reime auf Delmenhorst.

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