: Zu viel Oligarchen-Geld
Journalist Hubert Seipel erhieltHunderttausende Euro aus Russland
Dem preisgekrönten Journalisten Hubert Seipel wird in einer gemeinsamen Recherche von Spiegel und ZDF vorgeworfen, finanzielle Unterstützung im sechsstelligen Bereich aus Russland erhalten zu haben. Die Medien beriefen sich auf vertrauliche Unterlagen zyprischer Finanzdienstleister. Gemeinsam mit dem Konsortium „International Consortium of Investigative Journalists“ (ICIJ) seien entsprechende Datenleaks ausgewertet worden.
Als Reaktion darauf stoppte der Verlag Hoffmann und Campe den Verkauf zweier Sachbücher Seipels über Wladimir Putin. Der Verlag hatte laut eigener Aussage keine Kenntnis von den Geldzahlungen.
Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) teilte am Dienstagabend mit, dass er rechtliche Schritte prüfe. Für den ARD-Sender hatte der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Journalist 2012 eine Dokumentation über Putin produziert und 2014 Interviews mit dem russischen Präsidenten sowie dem aus den USA geflüchteten Whistleblower Edward Snowden geführt.
Spiegel und ZDF berichteten, dass sich der Journalist ihnen gegenüber geäußert habe. Laut einem Youtube-Beitrag von ZDF „frontal“ soll er mitgeteilt haben, dass er zu keinem Zeitpunkt Geld für Filme oder Fernsehinterviews von Dritten bekommen habe. Zugleich soll er laut Spiegel Unterstützung mit Blick auf Buchprojekte eingeräumt haben. Der betreffende Vertrag lege demnach fest, dass der Autor keine Verpflichtungen gegenüber dem Sponsor in Bezug auf das Projekt habe – „… [weder in Bezug auf den Inhalt oder die Zusammensetzung des Buches noch in anderer Hinsicht]oder dessen Fertigstellung“, zitiert der Spiegel.
Der NDR teilte mit, dass er mit dem Autor sowie Verantwortlichen der Produktionsfirma Kontakt aufgenommen habe. „Seipel hat dabei dem NDR gegenüber eingeräumt, er habe über zwei‚Sponsoring-Verträge‘ 2013 und 2018 Geld von Alexey Mordashov erhalten und erklärt, es sei für zwei Buchprojekte gewesen.“ Mordaschow gilt als russischer Oligarch. Er ist langjähriger Tui-Großaktionär. Die EU hatte Mordaschow Ende Februar 2022 auf ihre Sanktionsliste genommen.
Der NDR teilte weiter mit: „Den Abschluss der Verträge hatte Seipel dem NDR gegenüber damals nicht offengelegt. Der Sender sieht hierin einen erheblichen Interessenskonflikt, der Seipels journalistische Unabhängigkeit in Zweifel zieht.“ Den Abschluss hätte der Journalist demnach offenlegen müssen. Seipel hatte zuletzt 2019 für den NDR gearbeitet. Keiner der Filme Seipels befinde sich aktuell in der ARD-Mediathek. (taz, dpa)
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