: Junge Reporter machen Kontext
Diese Ausgabe ist für die Kontext:Redaktion eine ganz besondere. Zum einen, weil vor 60 Jahren das Land Baden-Württemberg gegründet wurde. Wir, die Redaktion, mögen dieses Land und seine Leute, nicht aber den Filz, der mancherorts jede Veränderung erstickt, nicht die Engstirnigkeit und Borniertheit. Wir mögen das Engagierte, Bodenständige, Lebensbejahende,was dem Schwaben bei all seiner Schaffigkeit ja auch zu eigen ist. Unsere Reihe „Landvermessung“ hat diesen kritischen Blick auf die Heimat lang vor Einsetzen der öffentlichen Pflichtfeiern dokumentiert. Zum anderen haben wir dieses Mal die Macht über unsere Seiten abgegeben: Der aktuelle Jahrgang der Zeitenspiegel-Reportageschule Günter Dahl in Reutlingen hat alle Texte für diese Ausgabe produziert.Passend zur Kontext:Wochenzeitung, die sich als eine Werkstatt versteht, in der an Neuem herumgehämmert wird, in der getüftelt und weitergedacht wird, wollten wir einen frischen, einen anderen, einen neuen Blick auf Baden-Württemberg wagen. Wir wollten nicht alte Männer mit Bart ins Blatt nehmen, die über ihr Ländle schreiben. Wir wollten weg von Kehrwochenklischee und Mostschlotzerei und unvoreingenommen auf Baden-Württemberg blicken. Was läge also näher, als die jungen Journalistinnen und Journalisten von der Reportageschule um ihre Beiträge zu dem Thema zu bitten? Die zwölf jungen Männer und Frauen kommen aus ganz Deutschland und sind seit Oktober des vergangenen Jahres an der Schule in Reutlingen.Das Bild von Baden-Württemberg, das sie uns vermitteln, ist kein geschlossenes, es sind eher Momentaufnahmen aus unterschiedlichen Gegenden des Landes. Sie sind mal mehr, mal weniger typisch für Baden-Württemberg: Da ist die Geschichte von Ali Schmeißner, einem Mitbegründer der Grünen aus Tübingen, an den sich die Partei lieber nicht erinnert. Oder die Reportage über einen cleveren Bauern in einem Schwarzwalddorf, der für seine Vision einen hohen Preis gezahlt hat und jetzt ein einsames Leben lebt. Da ist die Schwäbische Alb auf einmal ganz nah am Krieg in Afghanistan. Und da lernen wir, dass gute Schwaben ihre Mülltonne abschließen. Und böse mit etwas Glück auf das Gut Maßhalderbuch kommen, einen Bauernhof weit hinter Reutlingen, der der Resozialisierung von Gefangenen dient. Natürlich kann der Schwabe auch feiern, und sei es eine Fußballmannschaft, deren Glanzzeiten lange zurückliegen. Manchmal finden sich schwäbische Einsprengsel in den Texten, die „Arbeit schaffen“ etwa, oder „es schellt“. Der hiesige Dialekt färbt offenbar schnell ab.Nächste Woche erscheint die Kontext dann wie gewohnt mit Beiträgen der Redaktion. Und wenn Sie wollen, dass das so bleibt, unterstützen Sie uns.Von verschiedenen Seiten ist der Wunsch an uns herangetragen worden, Kontext und das Magazin „einund20“ zu fusionieren. Die beiden Redaktionen haben sich daher zu einem ausführlichen und freundschaftlichen Gespräch getroffen, diese Fusion aber abgelehnt.PS: Wärmstens empfehlen wollen wir Ihnen noch unser Kontext-Jubiläumskonzert mit der Musiklegende aus Südafrika, dem Sänger und Gitarristen Vusi Mahlasela, am Donnerstag, 10. Mai, 19.30 Uhr im Theaterhaus Stuttgart. Mehr dazu lesen Sie unterwww.kontext-wochenzeitung.de