… und wieder Randale

Chronik Seit 25 Jahren kracht es am 1. Mai – trotz zahlreicher Deeskalationskonzepte

1987: In Kreuzberg liefern sich 900 junge Menschen zwölf Stunden lang Straßenschlachten mit der Polizei. Im Steinhagel ziehen sich die Polizisten schließlich völlig zurück. Geschäfte werden geplündert und Autos angezündet. Der Bolle-Supermarkt am Görlitzer Bahnhof geht in Flammen auf. 56 Randalierer kommen in Haft oder in Polizeigewahrsam.

1988: Die Polizei geht rigide gegen etwa 400 Störer vor – unter anderem mit dem neuen Sonderkommando „Einheit für besondere Lagen und einsatzbezogenes Training“ (EbLT). 53 Beamte werden verletzt, 134 Menschen festgenommen. Nach Kritik am harten Vorgehen wird die EbLT aufgelöst.

Auch Rot-Grün probierts

1989: Der erste rot-grüne Senat versucht, den 1. Mai durch äußerste Zurückhaltung der Polizei zu entschärfen. Selbst bei vereinzelten Zerstörungen und Plünderungen greift die Polizei zunächst nicht ein. Schließlich eskaliert die Lage doch.

1991: Nach der Wiedervereinigung zieht die „Revolutionäre 1.-Mai-Demo“ für mehrere Jahre in den früheren Ostteil der Stadt. Beim Marsch durch Friedrichshain kommt es zu Krawallen.

1999: Die Polizei führt ein neues Präventionskonzept ein. Dennoch kommt es wieder zu Ausschreitungen in Kreuzberg.

2001: Innensenator Eckart Werthebach (CDU) verbietet einen für den 1. Mai geplanten NPD-Aufzug und erstmals auch die „Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration“. Das Verbot des NPD-Aufmarsches wird gerichtlich aufgehoben. Trotz eines Rekordaufgebots von 9.000 Polizisten gibt es heftige Krawalle.

2002: Ungeachtet einer Deeskalationsstrategie der Polizei kommt es zu massiven Ausschreitungen. 101 Beamte werden verletzt und 158 Menschen festgenommen.

2004: Am Rande einer NPD-Demonstration gibt es in Lichtenberg schwere Ausschreitungen linker Gegendemonstranten. Am Abend des 1. Mai werfen in Kreuzberg Autonome Flaschen und Steine.

2005: Der 1. Mai verläuft nach Polizeiangaben so „friedlich“ wie seit 1987 nicht mehr.

Die „ausgestreckte Hand“

2006: Die Berliner Polizei setzt ihr Einsatzkonzept der „ausgestreckten Hand“ fort. Danach treten die Polizisten zurückhaltend auf, greifen aber bei Stein- oder Flaschenwürfen konsequent ein. Die Ausschreitungen fallen nicht heftiger aus als im Vorjahr.

2009: Linksautonome und Randalierer liefern sich eine viel stärkere Straßenschlacht mit der Polizei als in den Vorjahren. Erste Steine auf Polizisten fliegen schon zu Beginn der abendlichen Demonstration. Die Polizei spricht später von rund 2.500 gewaltbereiten Randalierern.

2010: Ein NPD-Aufmarsch am Vormittag wird von Gegendemonstranten gestoppt. Die abendlichen Krawalle fallen geringer aus als im Vorjahr.

2011: Der 1. Mai verläuft so friedlich wie seit Jahren nicht mehr. Nur am Abend werden Protestler kurz gewalttätig.

2012: Siehe Seite 21 und 22. (dpa, taz)