: Ostsee braucht mal Erholung
CDU will nur mehr Schutz für die Ostsee, der grüne Koalitionspartner aber besteht auf den Nationalpark – entsprechend emotional war die Debatte im Landtag
Die Debatte über einen Nationalpark Ostsee ist am Donnerstag im Kieler Landtag emotional geführt worden. Am Ende war man sich in der schwarz-grünen Regierungskoalition und auch in der Opposition darüber einig, dass die Ostsee mehr Schutz braucht. Die Grünen wollen einen Nationalpark. Mehrere CDU-Kreisverbände und auch der Landesvorstand um den Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) sprechen sich hingegen in einem Antrag für den Landesparteitag am 5. Oktober klar gegen einen Nationalpark aus. Günther selbst äußerte sich in der Debatte im Plenum am Donnerstag nicht.
Oppositionsführer Thomas Losse-Müller (SPD) sprach am Donnerstag von einem „krassen Offenbarungseid“ der Koalition. Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) hingegen verteidigte die Pläne. „Die Konsultation ist eben nicht gescheitert“, sagte Goldschmidt. Der Meeresschutz sei richtigerweise ins Zentrum politischer Auseinandersetzung geraten. Besserer Ostseeschutz sei notwendig, dem Meer werde vieles zugemutet. Es gebe aber in der schleswig-holsteinischen Ostsee keine Bereiche, in denen „Natur Natur sein kann“ und sich erholen könne.
Für Goldschmidt ist besserer Schutz nicht nur aus ethischen, sondern auch aus materiellen Gründen geboten. „Wir sehen einfach, in welchem schlechten Zustand die Natur ist, dass die Schweinswale die Geschlechtsreife nicht mehr erreichen, dass die Eisenten-Population von 1,5 Millionen Exemplaren in den 90er-Jahren auf 500.000 Exemplare zurückgegangen ist.“ Grund seien Störungen, die Enten fänden kaum noch Platz in der Ostsee.
Notwendig sei eine Allianz der Verantwortung für die Ostsee, forderte Goldschmidt. In den Konsultationstreffen, in denen es darum geht, herauszuarbeiten, ob ein Nationalpark eingerichtet werden soll oder nicht, habe er oft gehört, es müsse viel für die Ostsee getan werden, „aber gerade in meiner Interessengruppe soll das nicht passieren“.
Vor allem Tourismusunternehmen und -verbände, aber auch viele Kommunen an der Küste haben sich gegen einen Nationalpark positioniert. Sie befürchten Einschränkungen zum Beispiel für den Wassersport. Unterstützung für einen Nationalpark kam von Umweltverbänden. (dpa)
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