: Linke Führung für Rot-Rot-Grün
LINKSPARTEI Während die Spitze für Koalitionen mit SPD und Grünen wirbt, ist fraglich, ob sie ihre Basis mit solchen Konstellationen begeistern kann
DIETMAR BARTSCH, LINKE
BERLIN taz | Nach den Landtagswahlen will die Führung der Linken Rot-Rot-Grün im Saarland und in Thüringen. „Es gibt in zwei Ländern alternative Möglichkeiten“, sagte Linke-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch am Sonntagabend in Berlin, „und ich werbe dafür, dass diese Möglichkeiten auch genutzt werden.“
Auch die stellvertretende Parteivorsitzende Halina Wawzyniak sagte: „Es sind zwei weitere Regierungen mit linker Beteiligung möglich geworden.“ Sowohl in Saarbrücken als auch in Erfurt können Linke und SPD nicht ohne die Grünen regieren.
In der Berliner Parteizentrale Karl-Liebknecht-Haus hielt sich die Freude über solche Aussichten in Grenzen. Laut wurden die Ergebnisse der Linken bejubelt und beklatscht, ebenso die Aussage des Fernsehsprechers, dass es für Schwarz-Gelb weder im Saarland noch in Thüringen reicht. Als das ZDF jedoch die Sitzverteilungen für die beiden möglichen Koalitionen aus SPD, Linken und Grünen zeigte, blieb es still. Ein resigniertes „Jetzt hängt es auch noch an den Grünen“ war mehrfach zu hören. Als Claudia Roth auf die Frage nach rot-rot-grünen Koalitionen lange herumdruckst, wird sie ausgelacht. „Typisch grün“, ruft einer, „viel labern, nichts machen.“
Tatsächlich sind sich Grüne und Linke derzeit äußerst fremd. Vor der Wahl hatte die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, mit rüden Worten linke Spitzenpolitiker angegriffen. In der Linkspartei wiederum dürfte durch die Wahl jener Flügel um Oskar Lafontaine und die Gewerkschaftslinke aus dem Westen gestärkt worden sein, der mit grünen Inhalten so gar nichts anfangen kann.
Den Ton gab gestern Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, vor. Sie gehört eigentlich zum reformorientierten Flügel ihrer Partei. Zur Wahl gefragt, schwang sie die große rhetorische Keule und sprach nur von „Rentenklau“ und davon, dass endlich „soziale Gerechtigkeit“ gewählt worden sei. Es fällt schwer sich vorzustellen, wie die Grünen mit einer so auf 70er-Jahre-SPD gebürsteten Partei koalieren sollen. DANIEL SCHULZ