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zurück in die zukunft

Kunststoff im Wasser ist heute ein Grund zur Sorge. 1959 versprachen Plaste und Elaste noch eine bessere Zukunft. Abbildung aus dem Buch „Der Mensch und seine Welt“

Kühle Getränke, Sonne und Wasser: Der Aufenthalt im oder am Meer war immer schon ein Sehnsuchtsziel vieler Erholungsuchender, auch in Zeiten des real existierenden Sozialismus. Eberhard Binder-Staßfurt zeichnete 1959, getreu der Fortschrittseuphorie der DDR-Oberen, eine mit Ankern am Meeresgrund fixierte schwimmende Insel, die alles bot, wovon Freizeitler träumen. Möglichkeiten zum Tauchen, Baden und Fischen etwa. Das Multifunktionsschiff, mit Bar und Duschen ausgestattet, war ganz und gar aus Plastik gedacht, bis hin zum Schutzdach über dem Bootsanleger. Die Materialwahl mag heute fragwürdig erscheinen – zur Mitte des letzten Jahrhunderts galt der leichte und vielseitig verwendbare Kunststoff als der Baustoff der Zukunft. Lebensmittelverpackungen und Synthetikmode, ja ganze Urlaubsparadiese sollten daraus entstehen. Auch wenn die Vision der Ferieninsel ebenso wenig Wirklichkeit wurde wie das sie ansteuernde Raketenboot, sind Urlauber am Ende doch auf schwimmenden Inseln gelandet: Die Kreuzfahrtschiffe von heute haben sich von ehemals etwas komfortabler ausgebauten Passagierdampfern zu regelrechten fahrenden Hotels entwickelt, inklusive Kinosälen, Theatern, Luxusrestaurants und beheizten Schwimmbecken. Trotz zunehmender Bedenken, was Übertourismus und Umweltverträglichkeit angeht, scheint die Beliebtheit der Riesen bei Urlaubsfreudigen ungebrochen. Nur einen Turm zum Kopfsprung über die Reling sucht man auf ihnen vergeblich. Daniel Cassel

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