: Kultur als Wirtschaftsfaktor
HOCHSCHULE Die Hochschule Bremen bekommt mit einem neuen An-Institut Deutschlands erstes Institut für Kultur- und Kreativwirtschaft
Reinhard Strömer, Kultur-Prof
Die Wissenschaftssenatorin hat das „u-Institut für unternehmerisches Denken und Handeln“ als An-Institut der Hochschule Bremen anerkannt. Damit ist es bundesweit das erste Institut für Kultur- und Kreativwirtschaft an einer Hochschule.
„Bis vor vier Jahren haben 80 Prozent der Studierenden ihre Abschlussarbeiten über öffentlich geförderte Kultureinrichtungen geschrieben“, sagt Reinhard Strömer, Leiter des Studiengangs Kulturmanagement. Mittlerweile seien es nur noch 30 Prozent: „Der Rest schreibt über Unternehmertum, wirtschaftliche Themen und Kultur.“ Dies sei einerseits das Resultat der Zusammenarbeit mit dem u-Institut, die bereits seit vier Jahren besteht, und andererseits die Reaktion der Studierenden auf die Veränderungen im Bereich Kulturförderungen. „Der kommerzielle Aspekt von Kultur ist heute nicht mehr anstößig“.
Das u-Institut versteht sich als privatwirtschaftliches Unternehmen und wird es auch in Zukunft bleiben. Es berät, betreibt Unternehmensforschung, bietet Aus- und Weiterbildungen und mit dem Projekt „Ideenlotsen“ Coachings für Freiberufler und Selbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft an. „Viele Leute wollen irgendetwas mit Medien und Kultur studieren, wissen aber nicht, was sie damit anfangen sollen“, sagt Christoph Backes, Vorstandsmitglied des u-Instituts. „Und hier setzen wir an.“
Die Anerkennung als „An-Institut“ bedeutet für ihn nur Vorteile: „Damit sind wir kein beliebiges Berater-Unternehmen mehr, sondern wir haben die Anerkennung und Bescheinung von Wissenschaftlichkeit“. Darüber hinaus kann er, anders als ein vollständig an die Hochschule angebundenes In-Institut, sowohl unternehmerisch als auch inhaltlich unabhängig arbeiten.
Und natürlich hat auch die Hochschule etwas davon: „Die Benennung bedeutet eine verbindliche Regelung der Zusammenarbeit“, sagt Rektorin Karin Luckey. „Auch die Studierenden profitieren davon, dass das Kulturunternehmertum nun eine Wertigkeit erhält.“
Unternehmerbildung, Kulturwirtschaftsforschung sowie Wissens- und Kompetenztransfer: Das sind die Hauptaufgaben des Instituts. „Wir schauen dabei aber nicht nur auf die Seite der Kreativen“, sagt Karin Luckey, „sondern wir wollen auch den Studierenden in Bereichen wie Informatik oder Maschinenbau an die Frage heranführen: Welche Produkte, Dienstleistungen oder Arbeitsplätze können sie durch die Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden entwickeln?“
Auch Hans-Georg Tschupke von der Bremer Wirtschaftsförderung (WFB) begrüßt das Institut: „Es steckt viel Potential für die Bremer Wirtschaft darin, Kreativität mit unternehmerischer Rationalität zu paaren.“
Der Anteil der Kultur- und Kreativwirtschaft beträgt in Bremen mit 1700 Unternehmen knapp 8 Prozent der Gesamtwirtschaft. „Das wollen wir steigern“, sagt Christoph Backes. SCHN