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Wenn die Elstern wieder unterwegs sind

Ich bremse abrupt ab, als ich beim Vorbeiradeln aus dem Augenwinkel den Hinweis auf „Kaltes Bier, leckeres Essen“ lese. Das alte Eckhaus mit gelber Fassade und sonniger Terrasse überzeugt mich, einen Stopp auf meinem Radweg nach Fürstenwalde einzulegen. Alle im Gasthof in Burig essen veganes Schnitzel mit Spargel und trinken Bier. Ich würde mit vollem Bauch keine weitere 40 Kilometer schaffen und bin mit einem schwarzen Kaffee zufrieden. Eine rothaarige Kellnerin mit englischem Akzent serviert ihn in einer Porzellantasse. Die Jazzmusik im Hintergrund macht gute Laune, die Luft ist warm und es herrscht mediterranes Flair, als wären wir in Italien und nicht mitten in Brandenburg.

Unter dem Baum sitzen junge Rad­fah­re­r*in­nen in Neonradklamotten und erzählen Anekdoten von früheren Fahrradreisen. Ein Pärchen um die fünfzig mit großen Armbanduhren liest Zeitung und kommentiert Nachrichten. Und ein noch älteres Ehepaar, das sich als einziges Duo im Schatten aufhält, schweigt und guckt durch die Sonnenbrillen vor sich hin. Auch wenn die Kellnerin ihre Teller abholt und fragt, ob bei ihnen alles okay sei, antworten sie nicht. „Da sind die Elstern wieder unterwegs“, sagt auf einmal die Frau. „Tatsächlich“, sagt der Mann und nickt. Luciana Ferrando

Burig 220 Ein­wohn­er*innen gehört zur Gemeinde Gosen-Neu Zittau im Landkreis Oder-Spree (Branden­burg). Abgesehen vom atypischen, weil veganen Gast­hof gibt es in Burig einen Alpaka-Hof und eine Reit­anlage.

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