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Tödliches Ende

Eine Doku rekonstruiert den Mord an Investigativjournalist Ján Kuciak

„Am 5. Mai 2018 sollte die Hochzeit sein. Stattdessen hatten wir eine Beerdigung“, sagt Ján Kuciaks Vater. Am 21.Februar 2018 wurden der erst 27-jährige Investigativjournalist und seine Verlobte Martina Kušnírová in ihrem Haus in Veľká Mača in der Westslowakei erschossen. „Tödliche Recherchen – Der Mord an Jan Kuciak“ rekonstruiert den Fall, der 2018 zu den größten Protesten der slowakischen Zivilgesellschaft seit der Samtenen Revolution 1989/90 geführt und die damalige Regierung gestürzt hatte. Wie beim Mord an Daphne Caruana Galizia auf Malta 2017 waren mafiöse Strukturen und ein bis in höchste Regierungs-, Polizei- und Justizkreise reichendes korruptes Netzwerk verantwortlich. „Wie soll ich urteilen“, fragt da beispielsweise ein Ermittlungsrichter den angeklagten Geschäftsmann Marian Kočner, der als Auftraggeber der Morde gilt. Kočner, der selbst studierter Journalist ist und in den 1990er Jahren als TV-Unternehmer tätig war, ist nur eine von vielen dubiosen Figuren aus dem Oligarchenstadl mitten in der EU. Die Slowakei, ein „captured state“, in dem politische und wirtschaftliche Korruption Hand in Hand gehen.

Der Film von Matt Sarnecki nimmt einen gleich in doppelter Hinsicht mit. So akribisch und genau wie in „Tödliche Recherchen“ wurde selten ein Fall aufgerollt. Dabei lässt Sarnecki, der für das Investigativnetzwerk Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) arbeitet, Raum für Wut, Trauer und Verzweiflung. Kuciaks Eltern und befreundete Jour­na­lis­t*in­nen kommen zu Wort, und als Kočner am Ende des Films in erster Instanz aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, ist das Entsetzen spürbar.

Sarnecki war ursprünglich zu einer anderen Recherche in die Slowakei gereist und hatte dabei den Journalisten kennengelernt, dem 2020 die kompletten polizeilichen Ermittlungsergebnisse des Falls – 70 Terabytes an Material – zugespielt wurden. Ihm ginge es vor allem um die Jour­na­lis­t*in­nen vor Ort, sagte Sarnecki vergangene Woche bei der Verleihung des Roman Brodmann-Dokumentarfilmpreises in Berlin. „Für mich ist es so viel einfacher. Am Ende des Tages fahre ich nach Hause. Aber die anderen bleiben – mit ihren Familien und umgeben von denen, über die sie kritisch recherchieren.“ Steffen Grimberg

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