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Wenn die Heringe in Massen kommen

Kalter Wind pfeift durch den Hafen von Stralsund. Dicht an dicht stehen die Angler auf dem Pier, so nah, dass sich die Schnüre manchmal verheddern beim Reinwerfen. Auch auf dem Wasser tummeln sich ein paar Dutzend Boote voller Angler. Es ist Sonntag, „da haben alle Zeit“, erklärt eine mittelalte Blondine im Anorak, die gerade einen Hering von der Angel ihres Mannes löst. Mit einem routinierten Messerstich befördert sie ihn aus dem Leben und hinein in den gut gefüllten Eimer zu seinen Leidensgenossen. Was sie mit all den Fischen mache? Ausnehmen und einfrieren, erklärt sie. „Herings­saison ist ja nur ein, zwei Monate im Jahr.“

Ein paar Meter weiter haut ein Vollbartträger einen Hering mit dem Hammer und wirft ihn in seinen Sammeleimer. Sonst fängt er auch Aal, Barsch, Hecht, Zander oder Brasse, erzählt er – aber gerade kämen die Heringsschwärme zum Laichen, weil ihre Eier an den Pfählen im Hafen so gut festklebten.

Stralsund

59.100 Ein­wohner*innen.

Die älteste Stadt Pommerns gilt als Geburtsort des Bismarck­herings. Ein Beweisschreiben Bismarcks wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg vernichtet.

Die Erklärung lässt die Städterin ratlos zurück: Wenn der Hering weiß, wo seine Eier gut aufgehoben sind: Warum weiß er nichts von den Anglern? „Fische sind eben dumm“, sagt der Sohn. Susanne Memarnia

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