brief des tages:
Zahlt Bildung sich aus?
„finanzcasino: Fatale Optik. Bildung und Pflege sind wirtschaftlich gesehen nicht produktiv, deshalb gelten sie schnell als „teuer“, taz vom 14. 4. 23Ich finde für Ulrike Herrmanns Kommentar kein anderes Wort des Lobes als: superb. Schon Goethes Wilhelm Meister singt ein Lied davon, wie geradezu unerreichbar die dem Adel selbstverständliche umfassende Bildung für den Bürger damals war, sehnsuchtsvoll aus weiter Ferne betrachtet wurde – unerreichbar, nicht weil es dem Bürger an Geist fehlte, sondern weil es dem Bürgerkollektiv unvorstellbar schien (und auch an Ressourcen mangelte), den Adel zu verdrängen. Bildung also als Einübung in gesellschaftliche Positionen. Heute hält ein Geld-und-Netzwerk-Adel die strategisch wichtigen Positionen besetzt und lässt sich seinen Nachwuchs heranbilden. Geld spielt dabei keine Rolle. Sicher werden Einzelexemplare mal ausscheren, im Schnitt aber ist die Bildungsarbeit an der Spitze unseres Gesellschaftsgebäudes materiell ein Gewinn, nicht nur metaphorisch. Damit die Bewohner im Mittel- und im Unterbau nicht auf abwegige Ideen kommen, wird ihnen vorgerechnet, Bildung sei eben „teuer“, schrecklich „teuer“. Jörg Tessmann, Nordstrand
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