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Archiv-Artikel

Südafrikas Vize wegen Korruption gefeuert

Präsident Thabo Mbeki entlässt seinen Stellvertreter Jacob Zuma. Sein Rauswurf könnte den ANC spalten

JOHANNESBURG taz ■ Die Entscheidung war nicht leicht, aber Präsident Thabo Mbeki tat, was er tun musste: Er feuerte am Dienstag Vizepräsident Jacob Zuma – vor laufenden Fernsehkameras – im Parlament. Die Korruptionsvorwürfe, die über Zuma hängen, wiegen zu schwer. Mbekis Schritt war mit der Verurteilung von Zumas finanziellem Berater, dem Geschäftsmann Schabir Shaik, zu 15 Jahren Haft vor wenigen Tagen wegen „korrupter Beziehung“ zu Zuma unausweichlich geworden. Zuma hatte Zahlungen von Shaik in Höhe von 150.000 Euro (1,2 Mio. Rand) angenommen und ihm Geschäftsvorteile gesichert. Zusätzlich hat Zuma der französischen Rüstungsfirma Thomson Vorteile verschafft.

Die linke Allianz der Regierungspartei des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) hatte Zuma bereits als „unaufhaltsamen Tsunami“ für die Nachfolge Thabo Mbekis 2009 gefeiert. Doch im Augenblick ist seine Karriere auf dem Tiefpunkt, wenn auch seine Popularität besonders bei den Linken als Mann des Volkes nicht nachgelassen hat. Nach Mbekis Ankündigung hat Zuma auch seinen Sitz im Parlament niedergelegt.

Zuma, dem bereits vor dem Rausschmiss angetragen war, vom Amt als Vize zurückzutreten, widersetzte sich dem Wunsch seines Bosses mit der Begründung, er sei unschuldig und er habe keine Gelegenheit erhalten, die Vorwürfe vor Gericht zu widerlegen.

Südafrikas Präsident Mbeki steht unter dem Druck, Südafrikas Image zu wahren: als führende Nation auf dem Kontinent im Kampf gegen Korruption und als Beispiel für gute Regierungsführung. Zumal auf dem bevorstehenden G-8-Gipfel Mbekis Appell auf verdoppelte Hilfe für Afrika positiv aufgenommen werden soll. Mbeki zeigt mit seinem Schritt auch, dass niemand über dem Gesetz steht. Erstmals traf Mbeki eine Entscheidung, der landesweit nahezu einhellig applaudiert wird.

Intern führt Zumas Rausschmiss aber zu einer Krise im ANC. Nach außen akzeptieren Gewerkschaftsverband und Kommunistische Partei Mbekis Recht, Zuma zu feuern. Aber Zumas Nachfolge und damit die Weichenstellung für den künftigen Präsidenten brennt auf den Nägeln. Davon hängt auch die „Versöhnung“ der beiden Lager ab. Noch ist unklar, ob Mbeki sein Kabinett stark umbildet oder lediglich einen neuen Stellvertreter bestimmen wird. Verteidigungsminister Mosiuoa Lekota wird als möglicher Zuma-Nachfolger gehandelt. Das würde auch eher die Linken einstimmen. Mbekis Favorit ist angeblich Zumas Ex-Ehefrau, Außenministerin Nkosazana Dlamini-Zuma. Allerdings sieht sich Mbeki auch Spekulationen gegenüber, er habe Interesse gehabt, Zuma fallen zu sehen, den er 1999 entgegen vieler Stimmen im ANC zum Vizepräsidenten machte. Zuma ist alles, was Mbeki nicht ist: warmherzig, offen, und er besitzt einen kollektiven Führungsstil.

Doch trotz des dramatischen Sturzes des Vizepräsidenten ist das Ende seiner Karriere noch offen. Er bleibt stellvertretender ANC-Präsident. Sollte er angeklagt und freigesprochen werden, wäre sein Comeback gesichert. MARTINA SCHWIKOWSKI