: Was lehrt dich der Krieg?
Diese Frage haben wir Kolleg*innen in der Ukraine, in Russland und Belarus gestellt, die seit einem Jahr regelmäßig für die taz aus ihren Ländern berichten. Einige von ihnen sind ehemalige Teilnehmer*innen von Osteuropa-Workshops der taz Panter Stiftung. Acht sehr unterschiedliche Antworten lesen Sie hier und auf den folgenden Seiten.
Russlands Krieg hat mich gelehrt, schreckliche Dinge zu akzeptieren. Meine Angehörigen sind jetzt Flüchtlinge, das Haus meiner Kindheit unbewohnbar. Ich selbst habe Dutzende Raketeneinschläge gehört. Das ist jetzt die Realität.
Muss man aus Krieg etwas lernen? Der Krieg hat meine Position nur verstärkt: Freiheit ist es wert, für sie zu kämpfen. Man sollte sich nicht scheuen, um Hilfe zu bitten. Autokratien fallen früher oder später,Tyrannen sterben.
Liebe und Glaube sind Inseln der Normalität im Ozean des Chaos. Wichtiges tun: geliebten Menschen heute sagen, dass du sie liebst. Morgen kannst du schon tot sein. Einzige Überlebensregel im Krieg: überleben.
Ich habe jetzt einen Wasservorrat im Keller. Mein Sohn kriegt ein Schulbrot mehr mit: falls es Alarm gibt. Ukrainer vertrauen jetzt auf die eigene Stärke, auf die Hilfe ihrer Freunde. Sie wissen zu schätzen, was sie vor dem Krieg hatten.
Der Krieg lehrt, dass häufig ein gutes Wort oder eine kleine aufmerksame Geste anderen Menschen wieder Kraft zum Leben und zum Kämpfen geben.
Außerdem kommen deine guten Taten einfach immer zu dir zurück.
Seit Februar 2022 bin ich tief enttäuscht von der Menschheit. Der Krieg trennt scharf zwischen „uns“ und „ihr“, sowohl bei den Konfliktparteien als auch bei den Beobachtern. Das ist ideologisch dumm, ökonomisch ist es infam.
Krieg lehrt überleben. Nichts mehr aufzuschieben, denn vielleicht ist man morgen schon tot. Angst spüre ich keine mehr, nur entsetzliche Müdigkeit. Ich weiß, dass der Krieg endet, nur nicht wann und wie viele Leben er noch fordert.
Der Krieg zwingt mich zum Überdenken meiner bisherigen Werte. Ich sehe auch meine Mitbürger anders: Es gibt kein fremdes Leid mehr, man kann nicht vorbeigehen, ohne zu helfen. Wir sind jetzt alle eine große Familie.
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