Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Das Theatertreffen ist kaum vorbei, da geht es schon weiter: mit dem Theatertreffen der Jugend im Haus der Berliner Festspiele, das die spannendsten deutschen Jugendclub-Produktionen nach Berlin geladen hat. Mit dabei, wie so oft, der Club der Berliner Volksbühne P14, wo man sich Brechts „Fatzer“ vorgenommen hat. „Salam, Shalom“ hat eine Truppe aus Hannover ihren israelisch-palästinensischen Dialog überschrieben. Das KRESCHstadtjugendtheater aus Krefeld untersucht anhand von Frank Wedekinds Pubertätsdrama „Frühlingserwachen“ den Voyeurismus der Erwachsenen und das sexuelle Erwachen der jungen Generation sowie die Überforderung, die für sie in der medial geschürten Erwartung von sexueller Freiheit liegen kann. Das Berliner Ensemble lädt ebenfalls zum Festival, dem 1. Wien-Festival nämlich. Schließlich hat Hausherr Claus Peymann dereinst das Wiener Burgtheater geleitet. Auch war ja, genau genommen, auch Bert Brecht ein Österreicher. Zumindest als er in Ostberlin gelebt und gearbeitet hat. Im Rahmen dieses Fests kommt am Donnerstag nicht nur Mona Kraushaars Inszenierung von Molnàrs Karussellausrufertragödie „Liliom“ heraus. Es gibt auch hochkarätige Gastspiele. Kroetz’ „Stallerhof“ vom Wiener Burgtheater zum Beispiel. Und Wiener Filmnächte konfrontieren die Nachwelt noch mal mit Schmankerln wie „Sissi“. Aber auch so hinreißende Bösewichte wie Helmut Qualtinger werden dabei von den Toten auferstehen. Ja, und dann kommt am Berliner Grips Theater heute Abend David Gieselmanns Stück „Über Jungs“ heraus, das von vier schwererziehbaren Jungen und einem ebensolchen Mädchen handelt, die in einem Kochkurs sozial gebändigt werden sollen. Deftiges Futter für den Komödienspezialisten ebenso wie für die junge Regiehoffnung Mina Salehpour, die die Uraufführung inszeniert.

■ Theatertreffen der Jugend: Haus der Berliner Festspiele, 25. 5.–2. 6.

■ 1. Wien-Festival: Berliner Ensemble, bis 1. Juli

■ „Über Jungs“: Grips Theater, ab heute