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Tierschutz wirkt, braucht aber Zeit

Aus Cotonou Katrin Gänsler

Sie sind echte Urgesteine: Mehr als 300 Schildkrötenarten gibt es weltweit, von denen aber nur sieben im Meer leben, und das schon seit mehr als 100 Millionen Jahren. Die Größte ist die Lederschildkröte, die bis zu 700 Kilogramm schwer und 2 Meter lang werden kann. Statt eines Panzers hat sie Knochenplatten, die mit ledriger Haut überzogen sind. Am kleinsten ist die Kemps Bastardschildkröte, die ausgewachsen gerade einmal 70 Zentimeter misst.

Sie sind gefährdet und teilweise vom Aussterben bedroht, warnen Naturschutzorganisationen seit Langem. „Aber es gibt tatsächlich erfreuliche Nachrichten. Viele Bestände erholen sich“, sagt Meeresbiologe Philipp Kanstinger, der für den WWF arbeitet. Das betreffe Bestände in Amerika, aber auch die im Mittelmeer heimische Karettschildkröte. „Das zeigt: Naturschutz wirkt. Trends lassen sich stoppen“, so der Wissenschaftler. Der Schildkrötenschutz braucht jedoch viel Geduld, Entwicklungen werden erst nach Jahren sichtbar. Meeresschildkröten wachsen langsam und bleiben die ersten Jahre im Meer. Weibchen sind frühestens mit sechs Jahren geschlechtsreif. Ein Meilenstein für den Schutz war jedoch das Jahr 1977, in dem alle Arten auf das Washingtoner Artenschutzabkommen gesetzt wurden. So wurde der Handel mit ihnen verboten.

Auch sind weltweit zahlreiche lokale Projekte entstanden, um sie zu schützen. Ehrenamtliche und festangestellte Mit­ar­bei­te­r*in­nen nichtstaatlicher Organisationen erklären der Bevölkerung vor Ort die Bedeutung des Schildkrötenschutzes, besuchen Schulklassen oder laden diese in Schutzstationen ein. Häufig wird der Tourismus eingebunden. In Indien veranstaltet beispielsweise die nichtstaatliche Organisation Sahyadri Nisarga Mitra Schildkrötenfestivals und bietet Ur­lau­be­r*in­nen an, in dieser Zeit bei Familien zu wohnen. In Costa Rica können Interessierte im Rahmen einer Reise eine ganze Woche lang Niststrände besuchen sowie Schnorchel- und Kajaktouren unternehmen. NGOs bieten mitunter auch längere Aufenthalte für Hel­fe­r*in­nen aus dem Ausland an.

Doch trotz positiver Entwicklungen in einigen Regionen – in Westafrika sinkt der Bestand derzeit noch – bleiben grundsätzliche Probleme. Korallenriffe sind bedroht, Meeresschildkröten bleiben bis heute in Fischernetzen hängen und leiden an der Plastikverschmutzung im Meer. „Es kommt vor, dass sie Plastiktüten für Quallen halten“, sagt Meeresbiologe und Hobbytaucher Kanstinger. „Es sind ganz besondere Tiere. Sie sind schön und alt.“

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