das wird: „Es gibt Stoffe, die prädestiniert sind für die kürzere Form“
Jörg Wagner zeigt bei der „Kurz-Film-Tour“ seine Doku „Motodrom“ über Jahrmarkt-Steilwandfahrer
Interview Wilfried Hippen
taz: Herr Wagner, warum ist Ihr Dokumentarfilm„Motodrom“ ein Kurzfilm?
Jörg Wagner: Bei „Motodrom“ hätte man die Spannung über 90 Minuten gar nicht halten können. So wie bei den Kurzgeschichten in der Literatur gibt es auch beim Film Stoffe, die prädestiniert für die kürzere Form sind. Und der Kurzfilm bietet Nachwuchsfilmern eine wunderbare Plattform. Ich freue mich riesig, dass mein Film jetzt auf der Kurz-Film-Tour gezeigt wird. Vor allem, weil er ja analog auf 35 Millimeter gezeigt wird. Es gibt ja kaum noch Gelegenheit, Kurzfilme in dem Format zu sehen, in dem sie gedreht wurden.
Das ist bei Ihrem Film besonders wichtig, denn es geht darin um Steilwandfahrer auf Jahrmärkten. Mit seinen Bildern von den rasenden Motorrädern in schnellen Schnitten und dem Knattern der Maschinen knallt das ordentlich im Kino.
Der Ansatz war, das Phänomen Steilwandfahren mit filmischen Mitteln erfahrbar zu machen. Dafür eigneten sich am besten Schwarzweißbilder, die auf grobkörnigen Filmmaterial gedreht wurden. Und wir haben damals auf die Filmkopien auch „muss laut gespielt werden“ geschrieben.
Der Film wirkt zeitlos. Nichts deutet darauf hin, dass er 2006 gedreht worden ist. Und das passt auch deshalb so gut, weil da von einem aussterbenden Metier erzählt wird.
25 Jahre „Kurz-Film-Tour“ unter anderem mit „Motodrom“ von Jörg Wagner: Mi, 21. 12., 20 Uhr, City 46, Bremen; Jörg Wagner ist zu Gast
Der Film sollte so wirken, als wäre er in der Hochzeit des Steilbahnfahrens in den 1950er- und 1960er-Jahren gemacht worden. Für mich als Kind war es das Aufregendste bei einem Jahrmarktsbesuch.
Viele Filmemacher*innen machten nach ein paar Kurzfilmen auch Karriere mit Langfilmen. Warum war das bei Ihnen nicht so?
Ich hatte 2001 Erfolg mit meiner Kurzkomödie „Staplerfahrer Klaus“, und nach „Motodrom“ habe ich noch „Terminal“ über einen Containerterminal gemacht. Aber mit Kurzfilmen kann man kein Geld verdienen. Zusammen mit einem Freund hatte ich dann die Schnapsidee, Quartettspiele zu entwerfen. Aber mit anderen Inhalten als Auto- oder Flugzeugquartette. Unsere Tyrannen- und Seuchenquartette waren dann so erfolgreich, dass wir davon leben können.
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