: Wenn das schlechte Gewissen den Spaß verdirbt
Hamburg-Sternschanze
8.090 Einwohner*innen
Während der NS-Zeit gab es hier mit dem Roten Hof ein Zentrum des Widerstands. Dieses Image hat sich der Stadtteil trotz der hippen Cafés zum Teil bewahrt.
Nur wenige Schritte vom Eingang der taz-Redaktion in Hamburg stehen zwei Papiertüten auf dem Bordstein. Neugierig luge ich hinein und kann meinen Augen kaum trauen, als ich Klamotten und oben aufliegend eine neu aussehende Bluetoothbox sehe.
Sofort schaue ich mich nach einer versteckten Kamera um, kann aber nichts Verdächtiges erkennen. Ich rufe eine Freundin an, setze mich auf den Gehsteig und atme erst mal tief durch. „Du könntest doch eine Notiz mit deiner Telefonnummer und der Frage, ob hier was vermisst wird, in eine der Tüten legen und den Lautsprecher mitnehmen“, rät sie mir. Peinlicherweise habe ich keinen Stift bei mir. Ich nehme den Lautsprecher, der mein mickriges Praktikumshonorar erheblich aufwertet, trotzdem schon mal an mich und schreibe im Büro eine Notiz. Als ich mit dem Zettel zurück zum Fundort komme, sind die Tüten verschwunden.
Nach mehrtägigem Musikhören und Grübeln, ob eine dritte Person die Tüten mitnahm, fahre ich ins zentrale Fundbüro. Wenn ich Glück habe und die Box nicht vermisst wird, darf ich meinen Fund nach sechs Monaten gegen eine kleine Gebühr erwerben und ihn ohne schlechtes Gewissen genießen. Jasper von Römer
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