wortwechsel
: Grüner Kapitalismus funktioniert!

Unsere Wirtschaft muss sich an ökosoziale Ideen von heute anpassen. Die Letzte Generation will Otto-Normal-Autofahrer und Bildungsbürger zum Klimaschutz bewegen

„Mit dem Auto zum Schwimmen in Holland unterwegs.“ Hm, mit dem Hollandrad ist’s schon ökologischer Illustration: Yvonne Kuschel

Geflüchtete

„Das Zündeln der Mitte“,

wochentaz vom 12. bis 18. 11. 22

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass erneute Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte nicht nur den Bundespräsidenten zu einer mahnenden Rede veranlassen würden, sondern zu einem öffentlichen Aufschrei führen. Aber anscheinend wird das eher so hingenommen und ist mehr oder weniger durch verschiedene Statements von PolitikerInnen vorprogrammiert. Es braucht also ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, um Migration und Asyl nicht mehr als „größtes Unheil“ anzusehen, sondern eher als eine Bereicherung. So könnten eine bessere Integration der Geflüchteten, eine erleichterte Anerkennung von Berufsabschlüssen und Qualifikationen aus dem Ausland, eine Verschlankung der Verwaltungsprozesse und vor allem eine Stärkung der Willkommenskultur zu einer besseren Akzeptanz führen. Deutschlands Firmen klagen seit Langem darüber, dass Arbeitskräfte fehlen; dabei gibt es eine Menge Arbeitswillige, die nur leider keine Arbeitserlaubnis bekommen (es sei denn, sie kämen aus der Ukraine). Und sogar AsylbewerberInnen, die eine Lehre begonnen haben, werden eher abgeschoben.

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

„Wer beherrscht wen?“

„Grüner Kapitalismus, rote Paprika – und ein Ausweg nicht in Sicht“,

wochentaz vom 19. bis 25. 11. 22

Ist Kapitalismus Teil des Problems oder Teil der Lösung? Vermutlich gilt beides. Mangels verfügbarer Alternativen wünschen wir uns, dass er Teil der Lösung ist. Es wird viel darüber diskutiert, dass wir unser Verhalten ändern müssen, um nachhaltiger zu werden. Es wird weniger darüber diskutiert, das Verhalten des Kapitals zu ändern, denn die Alternativen sind schwer zu greifen. Wer beherrscht wen, wir das Kapital oder das Kapital uns? Vielleicht kommen wir der Antwort ­etwas näher, wenn wird die Frage leicht umformulieren: Können wir unser ­Verhalten ändern, ohne das ­Kapital zu ändern?

Peter Brass, Steinhausen an der Rottum

Steinzeitkapitalismus

„Grüner Kapitalismus, rote Paprika“,

wochentaz vom 19. bis 25. 11. 22

Grüner Kapitalismus funktioniert! Es ist nur eine Frage wie schnell sich die Technik weiterentwickelt und die Wirtschaft sich umstellt. Der Kapitalismus ist erfolgreich! Voraussetzung: Der Wille, ihn zu wandeln, muss vorhanden sein, und die Regeln müssen beachtet werden. Steinzeitkapitalismus ist eben im 21. Jahrhundert tödlich für alle. Die Regeln beachten bedeutet primär, die tatsächlichen Kosten nicht auf die Gesellschaft abzuladen, sondern in der Kalkulation respektive im Preis abzubilden. Zur Wahrheit gehört eben auch, dass der Mensch nicht privat mit seinem Auto die Landschaft verpestet, die Straßen verstopft, den Feinstaubausstoß erhöht und Ressourcen verschwendet. Zur Wahrheit gehört eben auch, dass der Mensch, um erfolgreich in der Wirtschaft und Gesellschaft integriert zu sein, ein Dach über dem Kopf, ausreichend Nahrung und Kleidung haben und kommunizieren können muss.

Thomas Rausch auf taz.de

Warum nicht zu Fuß?

„Mit allen Wassern gewaschen“,

wochentaz vom 12. bis 19. 11. 22

Für diesen Artikel fährt der Autor also mit einer Freundin den ganzen Tag über kreuz und quer durch Holland. Nur damit sie in jeder Provinz einmal in irgendeinem Wasser schwimmen können. Mal abgesehen davon, dass das doch recht belanglos ist, finde ich es nicht sinnvoll, das auch noch in der ersten Ausgabe der neuen wochentaz zu drucken, die sich mit dem Zukunftsressort ja ganz andere Dinge auf die Fahnen schreibt. Hätten sie es zu Fuß oder mit dem Rad gemacht – wunderbar. Aber mit dem Auto? Ernsthaft?

Andreas Biertopf, Olching

Mutig und richtig

„Es gibt keine Klima-RAF“,

wochentaz vom 12. bis 18. 11. 22

Die Gruppe Letzte Generation operiere seit ihrem Bestehen demonstrativ symbolisch und offenkundig mit Bedacht, schreibt Karl-Heinz Dellwo. Er benennt damit einen wichtigen Aspekt, der in den letzten Wochen der übererregten Thesen und Vorverurteilungen fast keine Beachtung fand.

Die Letzte Generation hat nach meinem Informationsstand keine Kunstwerke beschädigt, sondern Rahmen, Glasscheiben und eine Stützvorrichtung. Das muss man nicht gutheißen, es ist aber etwas anderes als Beschädigung von Kunstwerken. Man darf auch davon ausgehen, dass diese Aktionen gut geplant sind und somit auch die Nichtbeschädigung von Kunst. Der Hinweis, sie sollten doch statt ihrer Ak­tio­nen lieber mit der Politik reden, geht ins Leere. Die Letzte Generation zielt nicht auf die Politik. Sie zielt auf bildungsbürgerliche und andere Museumsbesucher*innen. Sie zielt auf uns alle, und das ist mutig, richtig und notwendig. Wenn wir nicht unser tägliches Leben zu ändern beginnen, hat die Politik keine Chance.

Kira v. Moers, Berlin

Irreführend

„Natürlich noch teurer“,

wochentaz vom 19. bis 25. 11. 22

Titelseite: „Schweineteuer – Bio einkaufen? Das können sich viele nicht leisten.“ Vergleichbares ist seit Wochen in vielen Medien zu lesen. Klar, die Aussage ist grundsätzlich richtig, und sie war es schon immer. Dass sie aber gerade jetzt medial so präsent wird, ist paradox. Sie ist mindestens irreführend, auf jeden Fall undifferenziert, teilweise grottenfalsch, und inzwischen ärgert sie mich massiv. Noch nie waren sich konventionelle und Biolebensmittel preislich so nah wie in letzter Zeit. Die Entwicklung lässt sich seit einer Weile beobachten, und es gibt gute Gründe dafür, weil sich die Betriebskosten von Erzeuger und Handel gegenläufig entwickelt haben. Inzwischen kämpfen zahlreiche inhabergeführte Bioläden mit der Insolvenz – es ist verrückt.

Joachim Genser, Freiburg-Rieselfeld

Klimabilanz

„boykott katar 2022“,

wochentaz vom 19. bis 25. 11. 22

Über die Kritik an der Menschenrechts­situation und der Korruption in der Vergabe kommt das Dringendste, bezogen auf die WM, für mich zu kurz: die un­sägliche Klimabilanz dieses Groß­ereignisses in der Wüste. In einem Miniland wurden viele Stadien gebaut, alle BesucherInnen kommen mit dem Flieger und werden klimatisiert ­unter­gebracht. Solche Großereignisse kann sich ­unsere Welt meiner Meinung nach nicht mehr leisten!

Christa Pohl, Köln