meinungsstark:
Ist Kunst mehr wert als Leben?
„,Klima-RAF' ist,Nonsens'. Der Verfassungsschutzpräsident sieht die Letzte Generation nicht als extremistisch an“, taz vom 18. 11. 22
Ich war eine der beiden Personen, die am 11. November versucht haben, ein Banner und eine Hand auf Munchs „Schrei“ im Nationalmuseum in Oslo zu kleben. Das war kein leichter Schritt für mich. Ich setze damit mein Studium, meine Karriere, meinen sozialen Status aufs Spiel. Aber ich habe noch viel mehr Angst vor der Klimahölle, die uns bevorsteht. Auf dem Transparent stand „fossil fuels are choking humanity“, ein Zitat von UN-Sekretär António Guterres. Wir alle müssen uns fragen, ob es okay ist, dass Norwegen weitere Lizenzen für die Ölförderung vergibt, wenn bereits 70 Prozent mehr Öl gefunden wurde, als überhaupt verbrannt werden kann. Ist es okay, dies einfach geschehen zu lassen? Das ist die Diskussion, die wir jetzt brauchen. Ich möchte schreien, wenn Kunst mehr wert ist als Leben. Wenn Millionen sterben und leiden, wenn ich sehe, wie Öl alles zerstört, was ich liebe. Ich habe Angst – und ich bin verzweifelt. Diese Regierung ist Komplize eines verfassungswidrigen und unmoralischen Plans zur Ausweitung der Ölindustrie, die unseren Planeten zum Kochen bringt. Unsere Aktionen schauen vielleicht etwas verrückt aus, aber niemand wird verletzt, nichts beschädigt. Ziviler Widerstand hat in der Geschichte funktioniert, er ist Teil einer funktionierenden Demokratie. Die Klimakrise ist die größte Bedrohung für die Menschheit. Darüber müssen wir reden! Und wir müssen es spüren. Jahrzehntelange faktenbasierte Diskussionen über das Klima haben uns nichts gebracht. Wir brauchen Emotionen, um endlich zu handeln.
Lena Mair, Trondheim, Norwegen
LNG verbrennt noch mehr Geld
„LNG kann kommen“, taz vom 16. 11. 22
Wenn so kurz nach Genehmigung der LNG-Terminals plötzlich die Kosten derartig explodieren, liegt der Verdacht nahe, dass die verantwortlichen Politiker schon vorher um die viel höheren Kosten wussten, diese nur bewusst haben kleinrechnen lassen, um die Investition rechtfertigen zu können. Die fossilen Konzerne haben wieder ganze Arbeit geleistet, um für weitere Jahrzehnte fette Geschäfte zu machen. Das Geschäft mit Flüssigerdgas (LNG) ist nicht als Übergang geplant, sondern für sehr viele Jahre. Die Politik hat dieses dreckige Geschäft mitgetragen. Das ist radikal! Möge niemand die Aktivisten radikal nennen, die in ihrer Verzweiflung die Politik anrufen, aber eben nicht Millionen Euro hinten herum an Parteien und Politiker geben können, wie es die fossile Industrie lockermacht. Stefan Bluemer, Essen
Iranische Lektionen …
„Fifa trägt keine Liebe in sich“, taz vom 22. 11. 22
Neuer & Co wollten ein Zeichen setzen. Bekamen aber Angst. Vor Konsequenzen. Vor einer gelben Karte. Vor Punktabzügen. Deswegen bekamen wir die One-Love-Kapitänsbinde leider nicht zu sehen. Die iranischen Nationalspieler setzten ein Zeichen. Sie sangen die Hymne eines Regimes, das zu allem fähig ist, nicht mit. Und wissen nicht, was sie nach ihrer Rückreise erwartet. Und was ihren Familien im Land droht. Proteste? Ja! Aber bitte nicht, wenn es weh tut? Saad Fidaoui, Buchholz
Rückzug der Islamisten in Hamburg?
„Grüne ändern Meinung zu Islamzentrum“, taz vom 21. 11. 22
Staatsverträge mit muslimischen Verbänden könnten ein guter Schritt zu Integration und Gleichberechtigung sein. Aber soll das auch für Islamisten gelten? Seit Jahren ist den Grünen in Hamburg bekannt, dass das „Islamische Zentrum Hamburg“ der verlängerte Arm des brutalen Mullah-Regimes in Teheran ist. Nun trennt sich das IZH von der Schura (Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg e. V.) – damit die Schura in Bezug auf die Staatsverträge keine Schwierigkeiten bekommt. Klare Abgrenzung gegen Scharia-Befürworter sieht anders aus. Gibt sich der Senat damit zufrieden? Die große säkulare iranische Gemeinde in Hamburg? Hans Dall, Hamburg
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