Qualität kommt spät

PODIUM Gute Filme – miese Sendeplätze? Die Debatte bei „Grimme trifft die Branche“

Nach zwei Stunden Diskussion musste Stefanie Groß ihren Kopf abstützen. Die SWR-Redakteurin war die einzige Sendervertreterin auf dem Podium – und hatte sich viel anhören müssen: über verfehlte Programmplanung bei den Öffentlich-Rechtlichen, verflachtes Programm, den seichten Film-Mittwoch im Ersten und – als Resultat – miese Sendeplätze für gute deutsche Filme. Zumeist spät in der Nacht.

Dabei sollte beim zweiten „Grimme trifft die Branche“ am Freitagabend in Berlin eigentlich aufgezeigt werden, dass „Grimme-Preise keine Hexerei sind“, wie es der Direktor des Adolf-Grimme-Instituts, Uwe Kammann, einleitend ausdrückte. Kurz: Warum ein Film wie „Das wahre Leben“ in diesem Jahr einen Preis gewann?

An dem Siegerfilm von 2009 sollte die Diskussion über Qualität im Fernsehen aufgehängt werden, dafür saßen die Drehbuchschreiber Matthias Pacht und Alexander Buresch ebenso auf der Bühne wie der Regisseur Alain Gsponer und die Produzentin Gloria Burkert. Doch über Qualitätskriterien redete fast nur Anna Kurek, Dozentin an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf.

Beim ersten Branchentreff 2008 hatte Torsten Körner, Journalist und mit der Vorauswahl für den Grimme-Preis betraut, einen Kriterienkatalog zur Bewertung von Filmen vorgestellt, „doch der war zum Scheitern verurteilt“, gab Körner diesmal zu: „Jeder Film produziert und gewinnt seine eigenen Kriterien.“ Und warum laufen die Filme, die ihre eigenen Kriterien erfüllen, so spät? „ARD – Angst regiert dich“, ist Körners Antwort. Die ARD traut es sich schlicht nicht.

So dürfte auch in diesem Jahr der Diskussionsfaden für das kommende Podium 2010 schon aufgenommen worden sein – nur dass dann hoffentlich mehr Sendervertreter dabei sind. JÜK