: Heimlichin die Heimsauna
Während man sich in den Weiten Russlands nach dem Saunagang zum Zweck der besseren Durchblutung weiterhin mit Birkenreisern peitscht, als sei nichts gewesen, wird der Gang zur Sauna hierzulande angesichts der Putin’schen Energieknute mindestens zum Luxus – und mancherorts gar verunmöglicht.
Die Berliner Bäderbetriebe zum Beispiel haben ihre insgesamt 13 öffentlichen Saunen komplett geschlossen, aus Gründen der Energieeinsparnis – dafür hat das Wasser in den Hallenbädern weiterhin erträgliche 26 Grad. Die Stadt München wiederum hat sich nach Komplettschließung im August zu einer Teilöffnung durchgerungen, vier Saunen sind der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Die sind bei knapp 1,5 Millionen Münchnerinnen und Münchnern aber auch schnell voll.
Saunafans, die der heimischem Wohnungskälte und den auf wenig heimelige 19 Grad runtergedimmten Büros entkommen wollen, müssen also auf kostspieligere Wellnesstempel, Squashcenter und Spaßbad-Thermen ausweichen. Deren Energiesparversuche nehmen sich dabei mitunter putzig aus. So senkte im Sommer eine internationale Fitnessstudio-Kette die Temperatur in ihren hauseigenen Dampfsaunen, so dass die Gäste anstatt zu schwitzen gelangweilt im Lauen herumsaßen – aber trotzdem noch satte Heizkosten anfielen. Mittlerweile behilft man sich schlicht mit reduzierten Öffnungszeiten.
Fragt sich bloß, wie lange diese halböffentlichen Saunen überhaupt geöffnet sind. Bereits im Sommer hatte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, über Einschränkungen bei Saunen und Wellness-Einrichtungen spekuliert: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Gasverbrauch im Freizeitbereich während des Winters angesichts der extrem hohen Energiepreise einfach weitergeht“, erklärte er gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Ein frostige Perspektive!
Bleibt in diesem Winter bei gleichzeitig grassierender Saunascham also nur der klandestine Gang in die Heimsauna? Illegale Nachbarschaftstreffen im Reihenendhauskeller? Warum eigentlich nicht! Und jeder bringt einen Aufgusszusatz und ein Scheibchen Ingwer für das Erfrischungswasser mit. Martin Reichert
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