: Strafe nach Streik
ESKALATION Bei der „Nordwest-Zeitung“ wehren sich Angestellte und Leiharbeiter gegen schlechte Bezahlung
Zum siebten Mal seit Ende April haben gestern Redakteure und Verlagsmitarbeiter der Oldenburger Nordwest-Zeitung die Arbeit niedergelegt – kein dauerhafter Streik, sondern eher Nadelstiche in einer Auseinandersetzung mit der Geschäftsführung, die am Wochenende eskaliert ist.
Der Verlag, der die größte Tageszeitung Nordwestniedersachsens herausgibt, hatte im Sommer 2011 den Tarifvertrag für Tageszeitungen aufgekündigt. Die Forderungen, mit denen sich der Zeitungsverlegerverband seinerzeit in Tarifverhandlungen nicht durchsetzen konnte, sollen in Oldenburg hausintern durchgesetzt werden. Streit gibt es vor allem über den Umgang mit Leiharbeitern: Seit Jahren hält der Verlag nach Angaben von Gewerkschaften 80 seiner 400 Mitarbeiter in Leiharbeit – angestellt über eine eigene Leiharbeitsfirma. NWZ-Leiharbeiter machen die gleiche Arbeit wie ihre festangestellten Kollegen, erhalten aber laut Ver.di bis zu 2.000 Euro weniger Bruttolohn.
Nun will die Verlagsführung die Leiharbeit zwar beenden und die Mitarbeiter fest anstellen, allerdings sollen sie auch weiterhin schlechter bezahlt werden.
Die Gewerkschaften fordern einen Haustarifvertrag, die Geschäftsführung blockiert die Verhandlungen: Wenn die Arbeitnehmervertreter nicht eine dauerhaft schlechtere Bezahlung der Leiharbeiter akzeptieren, wird nicht weiter über einen Haustarif gesprochen. Und um zu zeigen, wer in dem Konflikt mächtig ist, wurden Leiharbeiter, die am vergangenen Freitag gestreikt hatten, noch am selben Tag per SMS oder Mail von der Leiharbeitsfirma aufgefordert, sich „auf Wunsch des Kunden NWZ“ am Pfingstsamstag bei anderen Betrieben einzufinden. Ver.di-Tarifsekretär Matthias von Fintel nennt das „Strafarbeit“, aber die Leiharbeiter folgten – aus Angst vor Dauerbestrafung durch Jobverlust. FELIX ZIMMERMANN