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Archiv-Artikel

Nicht genügend

Aus für Gabi Bauers „Paroli!“, neuer Polittalk für Ex-BDI-Chef Michael Rogowski, mehrere Dritte an Übernahme von „Hart, aber fair“ interessiert – die Talkshow-Branche stellt sich neu auf

VON HANNAH PILARCZYK

Ein eigener Polittalk, das scheint für die dritten Programme der ARD momentan einfach unverzichtbar zu sein. Nachdem zum Wochenanfang bereits über das Ende von „Paroli!“ spekuliert wurde (siehe taz vom 21. 6.), bestätigte der Norddeutsche Rundfunk am Dienstag erst einmal das Aus für den Polittalk mit der ehemaligen „Tagesthemen“-Moderatorin Gabi Bauer und Susanne Stichler – und verkündete sogleich die Entwicklung einer „neuen politischen Gesprächssendung“. 280.000 Zuschauer (das entspricht einem regionalen Marktanteil von 4,6 Prozent) hatte die alte politische Gesprächssendung. „Nicht genügend“, befand der NDR und setzte „Paroli!“ nach rund acht Monaten Laufzeit wieder ab. Wie nun das neue Format für mehr Interesse beim norddeutschen TV-Publikum sorgen soll, darüber gibt es beim NDR keine genaueren Angaben.

Konkreter scheint dagegen das Interesse am WDR-Erfolgsformats „Hart, aber fair“ mit Frank Plasberg zu sein (bundesweit rund 2 Millionen Zuschauer, NRW-Marktanteil ca. 12 Prozent). Nach der ARD-Intendantenkonferenz vor zehn Tagen hatte es geheißen, sowohl NDR als auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wären an einer Übernahme interessiert. RBB-Sprecher Volker Schreck bestätigte nun gegenüber der taz, dass nicht nur die beiden, sondern „zahlreiche“ ARD-Anstalten sich demnächst mit dem WDR zu Beratungen über „Optionen eines gemeinsamen Einsatzes“ von „Hart, aber fair“ zusammensetzen würden. An seinem eigenen Polittalk „Klipp und klar“ hält der RBB davon unabhängig weiter fest: Der sei und bleibe „regional verankert“, so Schreck.

Beim Nachrichtensender n-tv gibt es statt Plänen für einen neuen Polittalk bereits eine Entscheidung: Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, startet am 10. Juli den Talk „Rogowski Chefsache!“. Einmal monatlich am Sonntagabend soll Rogowski mit Gästen aus Wirtschaft und Politik diskutieren. So machermäßig wie der Titel klingt auch das Konzept der Sendung: „Unsere Leitfrage ist: Was ist gut für den Standort Deutschland? Wo kann, wo muss Politik ansetzen“, beschreibt dies der Neutalker.

Ob das gut für den TV-Standort Deutschland ist, sei dahin gestellt. Auf jeden Fall verkürzt Rogowski damit die Wartezeit bis zum neuen Sat.1-„Talk der Woche“. Der startet am 7. August.