piwik no script img

Antenne im Krieg

Ukraine-Festival beim Goethe-Institut im Exil

Unter russischem Beschuss ist der Kulturaustausch in der Ukraine nur schwer möglich. Und schon 2021 musste das Goethe-Institut im diktatorisch regierten Belarus schließen. In Berlin hat daher für zwei Jahre mit „Goethe-Institut im Exil“ eine Dependance für Kulturschaffende eröffnet, die in ihrem Heimatland nicht mehr arbeiten können. Während im nächsten Frühjahr der Fokus auf Kabul liegen soll, wird an diesem Wochenende im Kulturzentrum ACUD mit einem viertägigen Festival der ukrainische Schwerpunkt eingeläutet.

Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, leitete das Institut in Kiew selbst fünf Jahre lang. Die Welt, so sagt er am Donnerstagabend, habe sich nicht zum Besseren gewendet. Auch Ralf Beste, Kultur-Abteilungsleiter im Auswärtigen Amt, macht auf die Gräuel des Kriegs und die Folgen für die Kultur aufmerksam. Gerade in Deutschland wisse man um die Grausamkeit des Exils, immerhin habe man während der NS-Zeit die besten Köpfe des Landes verloren, zieht der Diplomat einen etwas schiefen Vergleich.

Serhij Zhadan ist im Land geblieben. Der Schriftsteller, der in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird, lebt weiterhin in Charkiw. Auch seine Romane spielen hier, etwa „Internat“, in dem ein Lehrer zwischen die Fronten des Donbass-Kriegs gerät. Aus seinem Gedichtband „Antenne“ liest Zhadan an diesem Abend vor.

Seine Gedanken über den Ukrainekrieg erscheinen noch in diesem Monat im Band „Himmel über Charkiw“. Zhadan, der auch als Sänger der Band „Zhadan I Sobaky“ auftritt, organisiert in seiner Heimatstadt Kulturveranstaltungen. Daran nehmen momentan mehr Leute teil als vor dem Krieg, erzählt er. Die Sehnsucht nach Kultur scheint groß zu sein unter den Ukrainer:innen, auch unter denen im Exil; das Publikum ist jung an diesem Abend. Vornehmlich wird Russisch und Ukrainisch gesprochen. Julia Hubernagel

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen