: Wenn es im Nachbarland mit der Aussprache hapert
Aachen / Utrecht 250.000 / 362.000 Einwohner:innen Der Lokaldialekt Aachens (im Kartenausschnitt zu sehen), das Aachener Platt, heißt in der Eigenbezeichnung Öcher Platt.
Deutsche haben auffällige Blockaden mit der Aussprache des Niederländischen. Das erlebt man selbst in der Nachbarstadt Aachen ständig. Dabei sind es bei Vokalen nur schlichte Lautverschiebungen, Klangtransformationen.
Das oe etwa klingt wie u: Die Stadt Roermond wird wie Ruurmond ausgesprochen, nicht mit ö. Wie auch die Oekraïne. Goed? Und dieses ui? Buitenland ist das Ausland, gesprochen Beutenland, fast Beuitenland. Bei Uien, also Zwiebeln, bocken viele von vornherein. Wie soll das gehen: U-i-en oder Ujen? Richtig klingt es wie Eujen. Einfacher ist die Tijd, also die Zeit, die in etwa so klingt: Teit. Das u wird zu ü, etwa in kust (Küste) oder rustig (heißt auf Deutsch aber ruhig, nicht rüstig).
Mit diesem Wissen kommst du nach Utrecht und der einheimische Gesprächspartner redet auf Deutsch von seiner Stadt Uu-trecht. Seltsam. Schwächelt der bei der eigenen Sprache? Oder ist das ein Dialekt? Und wieder: „Hier in Uu-trecht …“ Irgendwann frage ich vorsichtig. „Ach, ich dachte, Sie sagen in Deutschland Uu-trecht statt Utrecht, so wie Sie auch Rom statt Roma sagen, oder?“
So kann man Sprachen neu verquirlen, aus höflicher „Uberanpassung“. Zum Beispiel in Ütrecht. Groetjes van Bernd Mullender
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen