: Ein Problem namens Sander
FDP-STREIT Bundestags-Kandidat verbittet sich Hilfe vom niedersächsischen Umweltminister
Früher war Christian Eberl mal Staatssekretär bei Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander. Beide gehören der FDP an, doch jetzt will Eberl mit Sander offenbar nichts mehr zu tun haben. Der Politiker, der im Nordharz für ein Bundestags-Direktmandat kandidiert, hat eine Wahlkampfveranstaltung mit seinem Ex-Chef abgesagt.
„Inakzeptabel“ und „illiberal“ nennt er Sanders Verhalten. Zuvor hatte der Minister die Veranstalter einer Solarenergie-Messe in Hameln gedrängt, den Gastredner Hans-Josef Fell, Vizepräsident des Vereins Eurosolar, auszuladen. Fell sitzt für die Grünen im Bundestag. „Mit einem FDP-Minister, der ein Problem mit der freien Meinungsäußerung hat und Redeverbote erteilt, möchte ich nicht werben“, so Eberl.
Sander wehrt sich gegen die Vorwürfe. Der Minister habe im Vorfeld der Messe entschieden, dass im Wahlkampf keine Redner von Parteien eingeladen werden sollten, sagte sein Sprecher gestern. Sander hat sich schon öfter anhören müssen, er sei ein Solargegner – diesem Vorwurf wollte er sich nicht mehr aussetzen. Also stellte er die Veranstalter der öffentlich geförderten Soltec vor die Wahl: Wenn Fell spreche, bleibe er zuhause. Dass die Entscheidung für ihn ausgefallen sei, habe nichts mit seinem Amt zu tun, versichert Sander: „Ich hätte genauso ausgeladen werden können.“
Das sieht sein früherer Vertrauter Eberl anders. Die Wahlkampfabsage sei keine Revanche an seinem einstigen Dienstherrn. Von einem guten Verhältnis will er jedoch nicht sprechen. Im Jahr 2008 hatte Sander ihn nach fünf Jahren entlassen. Er trauere „dem Posten nicht mehr nach“, sagt Eberl. Das Vertrauen sei nicht mehr da gewesen.
Sander ist der vielleicht umstrittenste Umweltminister Deutschlands und der einzige mit FDP-Parteibuch. Unvergessen ist, wie er 2003 im Schacht Konrad mit einem „Kerngesund“-T-Shirt posierte. Als er 2007 im Biosphärenreservat Elbtalaue persönlich zur Kettensäge griff, um geschützte Bäume zu fällen, rügte ihn sogar die EU-Kommission. CHRISTOPH PAGEL