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Wenn alles im Herzen abgespeichert wird

Seebad Warnemünde, 5.900 Einwoh­ner*innen. Nur wenige Stationen mit der S-Bahn von Rostock-Lichtenhagen entfernt, erinnert in diesem Rostocker Ortsteilam Strand nichts an die rechts­extremen Ausschreitungen, die die Stadt 1992 in alle Schlagzeilen brachten.

Nach dem Schwimmen will meine Tochter Pommes. Nach wenigen Bissen lässt sie sie stehen. Eine Frau kommentiert: „Ich dachte, Kinder lieben Pommes!“ Sie erzählt, dass sie für einen Tag aus Berlin gekommen sei: „Ich mache mit dem 9-Euro-Ticket so was wie eine sozialistische Rundreise. Jeden Tag woandershin. Wie früher, als wir für ein paar Mark reisen konnten.“

Sie sei froh, in der DDR groß geworden zu sein: „Da wurde in Bildung investiert. Mal von bezahlbarem Wohnraum abgesehen.“ Ich gebe zu bedenken, dass die Reisefreiheit eingeschränkt war und nicht alle den gewünschten Beruf ergreifen konnten. Sie zuckt mit den Schultern: „Man musste sich eben arrangieren.“ Und ja, sie seien überwacht worden. Sie lacht bitter: „Aber das haben wir jetzt auch. Nur anders. Stichwort Datenspeicherung. Und erst die Diskussion über Bargeldabschaffung. Was dann an Daten gespeichert wird!“

Sie betrachtet die Menschen um uns: „Sehen aufs Handy statt aufs Meer. Verpassen den Moment, um alles in dem Ding abzuspeichern und in Zukunft Erinnerungen an die Vergangenheit zu haben.“ Sie zeigt auf ihr Herz. „Ich bewahre alles hier.“ Eva-Lena Lörzer

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