brief des tages:
Feindbild Windrad
„Verdrehte Welt“, taz vom 11. 8. 22
Als Ingenieur wurde ich Fan im Elektromaschinenbau und von der Hochspannungsübertragung im Freileitungsbau. Elektrische Energie kann zwar nicht gespeichert, aber über weite Strecken übertragen werden – auch in entlegene Gebirge und Orte unter anderem für den Energieaufwand beim Tunnelbau. Jeder weiß, dass kilometerlange Leitungsführungen mit riesigen Masten zwingend erforderlich sind, wenn keine Erdkabel verlegt werden können. Oft wurden und werden dazu Schneisen in Wald und Flur geschlagen, um auch entfernte Gebiete zu erschließen. Die umfangreichen Umspannstationen auf der grünen Wiese sind ein Bestandteil dieses Systems. Wohl kaum einer bezeichnet diese Anlagen als Schandflecken und Verunstaltungen einer Region, egal ob in der Rheinebene, im Schwarzwald oder in den Alpen. Ob das Brummen der Transformatoren und das Zischen von Freileitungen und Isolatoren den Tieren oder gar den Menschen schadet, hat bislang noch kaum jemanden interessiert; genauso wenig wie die Höhe der Masten, die querfeldein schon von weitem zu sehen sind. Plötzlich stören Windräder und werden als Feindbilder ausgemacht.
Hans Joachim Schneider, Steinach
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