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„Frauen ergreifen auf dem Meer ihre Chance“

„Women of the Seven Seas“ bringt Seefahrt, Kunst und postkoloniale Theorie zusammen

Koni Duniya

ist Chief Mate und zehn Jahre zur See gefahren. Vor drei Jahren gründete sie die „Female Seafarers’Association of Nigeria“ und kämpft für die Rechte von rund 400 nigerianischen Seefahrerinnen. Sie ist alleinerziehende Mutter eines dreijährigen Sohnes.

Interview Robert Matthies

taz: Frau Duniya, nur etwas mehr als ein Prozent der Seeleute sind Frauen, aber ihr Anteil nimmt rasant zu. Wie arbeiten Frauen auf den Ozeanen?

Kuni Duniya: Frauen können heute in fast allen Funktionen an Bord arbeiten. Wir haben Schiffsingenieurinnen, wir haben Kapitäninnen. Frauen arbeiten nicht nur in der Küche oder sonstwo unter Deck, sie arbeiten im Kernbereich der Seefahrt, in der Technik und an Deck. Das wurde jedoch nicht weltweit akzeptiert. Männer haben immer noch das Gefühl, dass die See kein Ort für Frauen ist. Dabei beweisen Frauen zweifelsfrei, dass sie die Fähigkeit dazu haben, Seefahrerinnen zu sein, egal, welche Rolle sie übernehmen wollen.

Sind diese Frauen Übergriffen ausgesetzt?

Ja, Belästigungen und sexualisierte Übergriffe auf weibliche Seeleute sind ein Thema, man liest immer wieder Schlagzeilen darüber. Wir wünschen uns, dass das der Vergangenheit angehört. Aber leider passiert es immer noch.

Sie organisieren sich in der Female Seafarers’ Association of Nigeria. Was fordern Sie?

Performance und Lectures „Women of the Seven Seas“ mit der Geheimagentur, dem Netzwerk „Women of the Seven Seas“ und der „Female Seafarers’Association of Nigeria“: Mi, 17. 8., bis Fr, 19. 8., 19 Uhr, Hamburg, Kampnagel

Die weiblichen Seeleute haben ihren Teil beigetragen, indem sie sich für eine Karriere in der Seefahrt entschieden und Schulen besucht haben, aus denen sie mit hervorragenden Leistungen hervorgingen. Jetzt müssen die Unternehmen mehr Verantwortung für das Wohlergehen der Frauen auf den Schiffen übernehmen. Wenn eine Frau auf einem Schiff belästigt und derjenige, der sie belästigt, nicht angemessen bestraft wird, dann hat das Unternehmen die Frau im Stich gelassen. Wir appellieren an die Unternehmen, an die Regierungen. Wir rufen die ganze Gesellschaft auf, ihren Teil dazu beizutragen, dass das Schiff ein sicherer Arbeitsplatz für Frauen ist.

Auf Kampnagel kooperieren Sie mit der Geheimagentur und dem Netzwerk „Women of the Seven Seas“. Was steckt hinter der „Dekolonisierung der Ozeane“, um die es da geht?

Die See zu dekolonialisieren heißt, die Mythen der Vergangenheit zu verändern und in die Zukunft vorzustoßen. Wenn du dir die wunderbaren Frauen ansiehst: Sie ergreifen da draußen auf dem Meer ihre Chance und sie sind die Künstlerinnen. Wir haben unsere Karrieren gemeistert. Bald werden aus ein Prozent Frauen auf den Ozeanen zehn Prozent geworden sein.

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