das portrait
: Hannah Buchist bei der Tour de France Femmes gefahren

Schon früh im Sattel: Frauen-Tour-Teilnehmerin Hannah Buch, hier bei einem Rennen Ende Mai in ThüringenFoto: Christian Heilwagen/Imago

Den Radsport hat sie sozusagen in die Wiege gelegt bekommen: Schon mit wenigen Monaten fuhr Hannah Buch beim Rennradtraining ihres Vaters im Anhänger mit, erzählt Holger Buch. Holger Buch ist nicht nur der Vater der heutigen Radrennfahrerin, sondern auch ihr Trainer. Die inzwischen 19-Jährige wurde mit fünf Jahren an den Sport herangeführt, mit zehn fuhr sie dann ihr erstes eigenes Rennen. Vergangene Woche nahm die Göttingerin an der Tour de France Femmes teil – für sie „ein superschönes Erlebnis“.

Das Frauen-Etappenrennen fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt, vom 24. bis zum 31. Juli. Ein Vorläufer war 2009 letztmals abgehalten worden, die Grande Boucle Féminine. 1984 ins Leben gerufen, fand dieses Rennen ab 1993 bereits nur noch unregelmäßig statt. Hinter dem neuen Frauenradrennen nun stehen immerhin die Veranstaltenden der Männer-Tour, das mag die Erfolgsaussichten erhöhen.

Gefahren ist Hannah Buch für das schweizer Team „Roland Cogeas Edelweiss Squad“, das sie als eine von sechs Fahrerinnen nominiert hatte. Während im Amateursport meist im Verein angetreten wird, sind Profifahrerinnen in Teams organisiert – inklusive Manager und Sponsoren. Die Göttingerin war mit 19 Jahren die zweitjüngste Teilnehmerin bei der Tour de France Femmes. Die Euphorie darüber, als eine von 144 Radrennfahrerinnen anzutreten, war bei ihr nicht zu überhören: „Es ist sehr, sehr anstrengend, aber auch sehr schön.“ Um sich vorzubereiten, trainierte Buch 20 bis 25 Stunden pro Woche; sie fuhr jeweils rund 500 Kilometer. Als „sehr ehrgeizig“ beschreibt Holger Buch seine Tochter. Neben ihrer Profisportkarriere studiert die 19-Jährige an der Universität Göttingen Betriebswirtschaftslehre und will im nächsten Semester ihre Bachelorarbeit schreiben.

Beim Auftakt in Paris sei die Stimmung „gigantisch“ gewesen, erzählt Holger Buch – allerdings endete am selben Tag dort auch das Männer-Rennen. Dennoch zeige die Tour de France Femmes, dass der Frauenradsport „in großen Schritten voranschreitet“, findet Holger Buch. Insgesamt sieben Teilnehmerinnen kamen aus Deutschland. Nach ihrem Auftakt in Paris endeten die Radrennfahrerinnen am Sonntag nach etwas über 1.000 Kilometern mit einer Bergetappe in den Vogesen.

Mit acht Etappen war die Tour deutlich kürzer als die der Männer: Die Männer fahren 21 Teilstrecken. Dennoch ist das neue Event ein wichtiger Schritt auf dem Weg Richtung Gleichberechtigung im Radsport. Denn der Frauenradsport ist bisher medial kaum präsent, die Arbeitsbedingungen sind – auch hier – prekär. So bekommt auch die Siegerin der Tour de France Femmes mit 50.000 Euro Preisgeld nur ein Zehntel dessen, was bei der Tour der Männer gezahlt wird.

Für Hannah Buch war der Sieg gar nicht das Ziel. Ihr ging es darum, möglichst viele Etappen der Tour de France Femmes in der vorgegebenen Zeit mitzufahren. Auf der dritten Etappe musste sie das Rennen dann aber abbrechen. „Natürlich bin ich ein bisschen traurig“, sagte Buch nach ihrem Ausscheiden, „aber insgesamt doch froh, dass ich das erleben durfte“.Josephine von der Haar