brief des tages:
Dubioses Landgrabbing
„Arme und Arschlöcher“, taz vom 6./7. 8. 22
Die systemische Ausbeutung der Länder des Südens wird mit der Fanfare „Klimaneutralität“ weiter angeheizt. Denn dieses Label kriegt, wer „Verschmutzungsrechte“ erwirbt, indem er häufig fragwürdige „Klimaschutzprojekte“ im Globalen Süden nicht selten durch erschreckend geringe Beträge finanziert. In einer Welt, die auf gefährliche Kipppunkte zusteuert, ist dieser Ablasshandel ein Skandal. Durch unseren Hunger nach fossilen und erneuerbaren Energien und nach weiteren Rohstoffen wie Gold, Lithium und anderen seltenen Erden greifen wir mittels mächtiger internationaler Konzerne, die durch unsere Regierungen subventioniert werden, auf das Land von Kleinbäuer*innen zu – ganz ohne Krieg und Waffen. Stichwort: Landgrabbing.
Das lässt sich inzwischen auch im Rheinischen Braunkohlerevier beobachten: Selbst wenn RWE das Braunkohlegeschäft in nächster Zeit aufgeben sollte, gehört „das Revier“ am Ende dem Konzern RWE. Wenige Akteure verkauften freiwillig, teuer und frühzeitig; zu diesen gehörte allerdings auch das Bistum Aachen, dessen Bischof gern von der „Bewahrung der Schöpfung“ schwadroniert.
Gudula Frieling, Dortmund
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