: Weniger Antibiotika
Wegen der Afrikanischen Schweinepest sinkt der Tierbestand und so auch der Einsatz von Antibiotika. Das verringert das Risiko von Resistenzen
Es klingt nach einer guten Nachricht: Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Das meldete das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Montag. Demnach wurden 2021 rund 601 Tonnen der Medikamente gegeben – das ist ein Rückgang von 14,3 Prozent im Vergleich zu 2020 und sogar von 65 Prozent gegenüber 2011.
Das BVL gehört zum Geschäftsbereich des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Seit 2011 sind Pharmafirmen und Großhändler dazu verpflichtet, dem BVL zu melden, wieviel Antibiotika sie an Tierärzte abgeben.
Antibiotika werden in der Tierhaltung eingesetzt, um zu verhindern, dass erkrankte Tiere andere Tiere oder Menschen anstecken. Mediziner:innen und Behörden zufolge trägt ein zu massiver Einsatz aber auch dazu bei, dass krank machende Bakterien unempfindlich gegen diese Medikamente werden. Diese Antibiotikaresistenzen sind ein Problem in der Veterinär- und auch in der Humanmedizin. In Deutschland sterben laut einer von der EU finanzierten Studie jährlich etwa 2.400 Menschen, weil sie sich mit einem resistenten Keim infiziert haben.
Um dem entgegenzuwirken, fordert das Landwirtschaftsministerium „neben nationalen auch europäische Vorschriften“. Die EU hat im vergangenen Jahr beschlossen, dass zumindest sogenannte Reserveantibiotika ausschließlich Menschen vorbehalten sein sollen. Kritiker:innen monieren allerdings, dass der Erlass zu viele Ausnahmen ermöglicht.
Dass nun weniger Antibiotika verabreicht wurden, hat laut der Behörde jedoch nicht damit zu tun, dass Tiere weniger oft mit den Medikamenten behandelt würden. Vielmehr sei die absolute Zahl von Tieren, die landwirtschaftlich gehalten würden, zurückgegangen – insbesondere beim Schweinebestand. Ende 2021 hatte das Statistische Bundesamt mit 23,6 Millionen Schweinen den niedrigsten Schweinebestand seit 1996 vermeldet. Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe sank im Zehnjahresvergleich um gut 39 Prozent.
Ursache für den Rückgang bei den Zahlen waren die sinkenden Schweinefleischpreise und vor allem durch die Afrikanische Schweinepest erschwerte Exportbedingungen.
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