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■ „Berlin, 2. Juni 1967“ BRD 1967, R: Thomas Giefer und Hans-Rüdiger Minow
Alles dreht sich in dem Film um das titelgebende Datum, das für die APO eine Zäsur darstellte. Auch die nachgedrehten Zeugenaussagen von DemonstrantInnen, die scheiternden Versuche, Polizisten konfrontativ zu befragen. Die an dem Film Beteiligten waren selbst in der APO in Berlin aktiv. Seine Unmittelbarkeit wird noch dadurch verstärkt, dass die FilmmacherInnen sich während des Drehens offensichtlich selbst erproben, angespornt durch den Willen, die Bewegung zu dokumentieren, lernten zu Filmen. Produziert wurde der Film vom AStA der FU Berlin.
„Berlin, 2. Juni 1967“: Der Schah von Persien auf Staatsbesuch in Westberlin. An diesem Tag mit Bundespräsident Lübke, CDU/vormals NSDAP und Bürgermeister Albertz, SPD in der Berliner Oper. Auf der Straße davor Absperrgitter, dahinter eingepfercht: Die Protestierenden. Auf die gehen Uniformierte mit Polizeipferden und Knüppeln los. Berlins Polizeipräsident Duensing nennt das „die Leberwursttaktik“: In der Mitte reinpieksen und anschließend an den Seiten rausdrücken. Die Kameras filmten aus der Menge heraus, so gut es ging. So ist alles festgehalten: Unter die zahlreichen Polizisten in zivil, die ebenfalls losprügeln, mischen sich Bürger, die gerne auch mal gegen die Aktiven der APO zulangen wollen. Von denen einige in einen Hinterhof gedrängt werden. Dort fällt ein Schuss. Benno Ohnesorg, ein junger Student, bricht zusammen. Getötet durch den gezielten Schuss eines Polizisten, in den Hinterkopf. So bezeugt es Friederike Haussmann im Film, immer noch entsetzt, dass Polizisten noch auf den am Boden liegenden einprügelten. Sie half Benno Ohnesorg, wurde dafür beschimpft. Jahre später, bekam sie als ausgebildete Lehrerin wegen ihrer politischen Ansichten Berufsverbot und wanderte nach Italien aus. Das steht in einem Buch, dem eine DVD des Filmes beiliegt: Der 2. Juni 1967, Band 1 der Bibliothek des Widerstands vom Laika-Verlag. Der enthält noch einen zweiten Film:
Polizeistaatsbesuch BRD 1967, R: Roman Brodmann
Der Regisseur war 67 bereits ein routinierter Dokumentarfilmer: Vom Schweizer Fernsehen wegen seiner zu sozialkritischen Reportagen entlassen, drehte er als freier Autor diesen Film. Über den gesamten Schahbesuch. Es gelingt ihm wunderbar, die für die postnationalsozialistische BRD so typische Verklumpung von provinziellem, treudeutschen Mief, Obrigkeitswahn und Ordnungsfetisch abzubilden: 30.000 Polizisten sollten den Schah schützen, und im Hotel in Rothenburg wurde vorab der Knicks vor den Majestäten geübt: Der prominenteste Besuch für die Hotelbesitzerin, seit sie dem Führer einen Apfel schälen durfte lautet der Kommentar des Regisseurs dazu.
Gaston Kirsche
„Do, 7. und Do, 14. 6., 20 Uhr „Berlin, 2. Juni 1967“ und „Polizeistaatsbesuch“, Kino im KDW, Waschpohl 20, Neumünster. Fr, 8. 6., 20 Uhr, „Berlin, 2. Juni 1967“, Volxküche, Hafenstraße 116, Hamburg. Als Zeitzeuge dabei: Thorwald Proll, aktiv in der APO.