SURREALE PARABEL : Schaler Aufguss
„Die ganze Stadt schien einzig und allein aus der Firma zu bestehen, als hätte sich diese immer weiter ausgebreitet, […], die Umgebung verschluckt und sich einverleibt, bis in ihrem Innern alles miteinander verschmolz.“ Immer surrealer und düsterer wird die Stimmung in Philippe Claudels unverblümt an Kafkas „Das Schloss“ orientierter Parabel „Die Untersuchung“ (Kindler, 224 S., 18,95 Euro): ein namenloser Ermittler soll in einem Dorf die Häufung von Selbstmorden in einem mächtigen Konzern untersuchen. Dort aber trifft er auf allerlei absurde Ereignisse, an deren Ende beim Protagonisten eine ebenso hoffnungslose wie banale Einsicht steht: Die Maßlosigkeit der „Firma“ führt zum Unbehagen der Anonymität. Dem aber hat Claudels Roman nicht wirklich Neues hinzuzufügen. Und bleibt damit nicht mehr als ein zweiter, schaler Aufguss. MATT
■ Göttingen: Mo, 11. 6., 20 Uhr, Literarisches Zentrum, Düstere Straße 20; Hannover: Di, 12. 6., 20 Uhr, Leibniz Universität Hannover, Königsworther Platz 1, Conti-Hochhaus, Stockwerk 14