WAS MACHT EIGENTLICH ... Vivienne Westwood?
: Gehen!

Vivienne Westwood geht. Ihr Vertrag an der Universität der Künste (UdK) läuft aus. Zwölf Jahre lang hat die Londonerin den DesignstudentInnen dort die Angst vor dem Risiko genommen. Denn kaum eine Entwerferin hat in den letzten Jahrzehnten der Mode so viele Freiheiten erschlossen wie sie. Angefangen mit Punk in den 70er-Jahren, als sie die Sex Pistols ausstaffierte, Sicherheitsnadeln und Hundehalsbänder salonfähig machte, Zerschlissenes mit dem Union Jack flickte. In den 80er-Jahren erweiterte die Mode-Autodidaktin – eigentlich ist sie Grundschullehrerin – ihr Spektrum und ließ sich von geometrischen Mustern und ethnischen Einflüssen inspirieren. Ihre Klamotten dürfen zu groß sein, mit Graffiti verziert und zu Turnschuhen getragen werden. Ein paar Jahre später schaute sie sich ihre Vorfahrinnen an und gab Reifröcken und barockem Gehabe einen modernen Touch. Grenzen kommen der heute 64-Jährigen gerade recht, um sie zu überschreiten. Sie hat alte Menschen zu Models gemacht, Männer in Frauenkleidung gesteckt und Frauen in Riesinnen verwandelt.

Vor 12 Jahren wurde die Exzentrikerin auf Bitten von StudentInnen an die UdK geholt. Dass ihr unorthodoxer Stil wie kein anderer zu Berlin, wo sich die Leute modisch eher am Understatement orientieren, passen könnte, das ahnten einige wohl. Denn heute kommt das verneinende Outfit der BerlinerInnen immerhin mit dem selbstbewussten Touch einer Westwood daher. Am 2. Juli wird Abschied von der Tabubrecherin im Flughafen Tempelhof gefeiert. WS FOTO: REUTERS