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AffenpockenWHO ruft Notstand weltweit aus

Als Reaktion auf die Affenpocken hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. „Ich habe entschieden, dass der weltweite Ausbruch der Affenpocken einen öffentlichen Gesundheitsnotstand internationaler Tragweite darstellt“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag bei einer virtuellen Pressekonferenz. „Es gibt eindeutig das Risiko einer weiteren internationalen Verbreitung, auch wenn das Risiko einer Beeinträchtigung des internationalen Reiseverkehrs gering bleibt“, sagte er.

Das WHO-Notfallkomitee hatte am Donnerstag getagt. Ein Ausschuss von unabhängigen Fachleuten hatte sich zuvor nicht einigen können, ob eine Notlage auszurufen sei. Dennoch handelte die WHO, der im Zusammenhang etwa mit der Coronakrise zu spätes Agieren vorgeworfen worden war. Der Notstand soll Regierungen dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen. Sie sollen etwa Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen ergreifen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich schützen kann. „Das ist ein Aufruf, tätig zu werden“, betonte WHO-Experte Mike Ryan an die Adresse der Regierungen.

Bislang sind in 75 Ländern knapp 17.000 Krankheitsfälle registriert worden, außerdem seien fünf Menschen gestorben, sagte Tedros. Besonders betroffen sei Europa. In Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) bis Freitag knapp 2.300 Fälle.

98 Prozent der Betroffenen seien Männer, sagte WHO-Expertin Rosamund Lewis. Aktuell konzentrierten sich die Infektionen auf Männer, die Sex mit Männern hätten – vor allem wenn sie viele Partner hätten. „Das bedeutet, dass dieser Ausbruch gestoppt werden kann – mit den richtigen Strategien in der richtigen Gruppe“, sagte Tedros.

Zugleich warnte die WHO vor einer Stigmatisierung der Betroffenen. Inzwischen wurden auch in anderen Teilen der Bevölkerung Fälle verzeichnet. (afp, dpa)

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