: „Die perfekte Musik“
Konzert Die Band „Echoes of Swing“ erinnert an die Verfolgung der „Swing-Jugend“ durch die Nazis
■ 40, entdeckte mit 13 Jahren seine Leidenschaft für den Jazz, ist Alt-Saxophonist und Bandleiter von „Echoes of Swing“.
taz: Herr Hopkins, war Swing für die Nazis zu fröhlich?
Chris Hopkins: Swing ist eine sehr rhythmische Musik und schon damals wurde wild dazu getanzt. Das galt bei den Nazis als anrüchig und passte wohl nicht in ihren „Kontrollwahn“. Sie lehnten ihn auch wegen der Geschichte ab: Seinen Ursprung hat der Swing in Afrika und entwickelte sich aus dem Blues, der mit den Sklaven in die USA kam.
Was war mit den Swing-Kids?
Es gab in Deutschland in den 1930ern überall Gruppen von Jugendlichen, die sich oft geheim getroffen haben, um swingenden Jazz zu spielen und zu hören. Original gespielte Jazztitel wurden mit deutschen Titeln getarnt, „Tiger Rag“ wurde zu „Schwarzer Panther“ und amerikanische Stücke wurden mit deutschen Texten versehen. Bei Kontrollen wurde die Musik so eher geduldet. Es war eine vor allem musikalische Protestbewegung.
Und was ist dann passiert?Zunächst gab es harmlose Verbote von Treffen, bestimmten Orten oder Titeln. Lokale mussten schließen. Dann gab es viele Verhaftungen, ganze Gruppen wurden eingesperrt oder landeten in Konzentrationslagern.
Sie sind viel jünger als der Swing, was macht ihn für Sie so interessant?
Für mich ist es die perfekte Musik. Sie verbindet Melodie, Rhythmik und Harmonie miteinander und vermittelt sich unmittelbar an den Zuhörer. Swing kann kunstvoll und anspruchsvoll wie klassische Musik sein. Er berührt einen, und man muss sich dazu einfach bewegen.
Wie wird mit einem Konzert an die Verfolgung der Swing-Jugend erinnert?
Es ist ein normales Konzert, das sich glücklich und spontan in diesen Zusammenhang gefügt hat. Wir beziehen uns auf die Musik der „Swing Ära“, aber wir sind keine Nostalgie-Band. Die Stücke schneiden wir auf unsere Band zu oder komponieren sie ganz neu. Interview: HMM
20 Uhr, Sendesaal, Bürgermeister-Spitta-Allee 45