brief des tages:
Ukraine: Wiederaufbau
„Der Westen muss zahlen“, taz vom 9. 7. 22
Zum jetzigen Zeitpunkt über die Finanzierung des Wiederaufbaus der Ukraine zu sprechen, scheint vor allem positive Signale aussenden zu wollen, um in einer äußerst schwierigen Situation eine positive Zukunftsvision zu kreieren und in der Zerstörung und großen Ungewissheit die Moral und Widerstandsmotivation mit einer über die Befreiung der völlig zerbombten Territorien hinausgehenden konkreten Utopie zu stärken. Doch setzt ein solcher Wiederaufbau, über dessen Finanzierungsgröße derzeit nur klar ist, dass sie täglich weiter immens steigt, voraus, dass Russland in einen Frieden einwilligt und realistische Garantien erarbeitet werden. Andernfalls könnte das Wiederaufgebaute rasch wieder zerstört werden. Russlands Friedensbereitschaft ist jedoch an territoriale Ansprüche gebunden, der die Ukraine verständlicherweise nicht oder – bildlich gesprochen – nur mit schweren Waffen entgegenkommt. Angesichts dieser derzeit unlösbaren Interessenlage sind Frieden und Wiederaufbau so fern, dass die Thematisierung von Letzterem im Moment nicht mehr ist als eine Art Licht-Placebo am Ende eines stockdunklen Realitätstunnels. Wolfram Hasch, Berlin
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