: Bewegende Bilder aus Frankreich
Entdeckerfreude statt grands noms: Das Metropolis Kino Hamburg feiert seine 13. Französischen Filmtage
Von Wilfried Hippen
Dass Manja Malz das Programm der 13. Französischen Filmtage im Hamburger Metropolis Kino kuratiert hat, kommt nicht von ungefähr: „Die Franzosen schaffen es“, schwärmt sie, „gesellschaftliche Themen schnell in Filme umzusetzen.“ Sie finde es „wunderbar“, dass „diese komplexen Themen dort oft mit Leichtigkeit, Lebenslust und Humor behandelt werden“.
Ein Beispiel dafür ist „Coma“ von Bertrand Bonello, den Malz einen „experimentellen Coming-of-Age“-Film nennt. Der Regisseur hat ihn im Lockdown gedreht. Hauptdarstellerin war seine eigene Tochter. „Alles spielt sich in ihrer Gedankenwelt ab, weil sie ja nicht herausgehen konnte, und so arbeitete Bonello mit vielen konstruierten Bildern, die zum Teil sogar animiert sind.“ Um die 30 Filme, die in Frankreich zwischen 2020 und 2022 produziert wurden, hat Malz gesichtet, 12 davon laufen in den kommenden elf Tagen im Metropolis. Das kleine Festival musste zwei Jahre lang aussetzen.
Außer Charlotte Gainsbourg in „Les passagers de la nuit“ von Mikhaël Hers findet sich keiner der großen Namen im Programm. Stattdessen ist Manja Malz stolz, dass die Hälfte der Filme in ihrem Programm Debüts oder Zweitfilme sind: „Dadurch entsteht eine ganz andere Dynamik“. In „ L’Horizon“ erzählt etwa Èmilie Carpentier von einer 18-Jährigen, die in der Pariser Banlieue lebt und sich zur Aktionistin der „Fridays for Future“-Bewegung entwickelt. Das Jugenddrama bietet das Metropolis auch vormittags für Schulvorstellungen an, was angesichts des „Schulschwänzens für die Demo“ einer gewissen Ironie nicht entbehrt.
Als Nebenreihe widmen die französischen Filmtage dieses Jahr Jacques Audiard eine Retrospektive, dessen neuer Film „Wo in Paris die Sonne aufgeht“ derzeit in den deutschen Kinos läuft. Für Malz ist der Regisseur ein „Kinoheld“. Seine Filme, deren Drehbücher er auch schreibt, wirkten „unheimlich intensiv“, weil er sich für jeden drei Jahre Zeit nehme. „Er macht Thriller, Gangsterfilme und Liebesfilme – er kann alles.“
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