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„Das Theater hat Ähnlichkeiten mit der Hölle“

Open Air zeigt das Theater Bremen Nora Strömers Stück „Posessed“. Es basiert auf dem Film „Rosemary‘s Baby“ und endet in Flammen

Nora Strömer, 28, Regisseurin, Autorin, hat in Hildesheim Szenische Künste studiert.

Interview Benno Schirrmeister

taz: Nora Strömer, warum sollen wir Decken mitbringen, wenn Sie versprechen, dass am Ende der Open-Air-Performance das Theater brennt?

Nora Strömer: Die Flammen sind Fake. Sie wärmen nicht. Es ist halt doch alles nur Theater.

Warum brennt’ s denn?

Es gibt keinen logischen Plot, der darauf hinausliefe, dass es zum Schluss brennt. Es sind einerseits die Höllenflammen, die das Theater verschlingen, oder aus ihm hervorschlagen: Das Theater hat Ähnlichkeiten mit der Hölle in dieser Produktion. Und andererseits ist es für mich persönlich ein Abschluss meiner Zeit hier als Regieassistentin. Da fand ich es gut, das Haus niederzubrennen.

Verständlich. Aber warum heißt die Performance denn „Possessed“?

Am liebsten hätte ich sie ja „Rosemary’s Baby“ genannt, aber das ging wegen der Rechte halt nicht. Deswegen habe ich es nach dem benannt, was mir an der Geschichte wichtig ist: Die ganze Frage der Teufelsbündelei und der Besessenheit, wie in dem Film durchs Theater …

… durchs Theater?

Aber ja! Erzählt wird doch, wie ein Theaterschauspieler seine Frau an den Teufel verkauft. Er tut das, um an die großen Rollen zu kommen. Und er ist damit erfolgreich, er wird dann entsprechend besetzt. Diese Besessenheit vom Erfolg und vom Ehrgeiz, das ist etwas, was ich auch in den Strukturen des Kulturbetriebs sehe, was mich beschäftigt. Und das vor das Theater zu stellen, finde ich passend. Die Story des Films nutze ich dafür wie ein Ready-made.

Zugleich wirkt der Film wie ein Vorgriff auf Debatten um Mutterschaft – Shuli Firestone, Adrienne Rich – die den Feminismus der 1970er prägen. Spielt das eine Rolle?

Nein, das ist gar nicht mein Fokus. Das ist ja das Faszinierende an dem Film, dass er so subtil und vielschichtig ist, so unterschiedlich gesehen werden kann – und das Böse, das doch dargestellt werden soll und auch wird, dabei doch immer wieder entgleitet. Es steckt im System, und die Menschen werden davon …

… vereinnahmt?

Ja. Das ist sehr besitzergreifend. Die Menschen leben diese Strukturen, ohne das selbst zu merken.

Wenn das so eine anonyme, gesellschaftliche Kraft ist, warum ist ein Stück mit einer einzelnen Performerin die Antwort, und nicht eins mit 10, 100 oder 1.000?

Die hätte ich nicht gekriegt. Und ich hätte auch nicht das große Haus bekommen.

Als haben Sie sich den Strukturen verschrieben?

Nein, ich schaue schon kritisch auf das System, auch wenn meine Arbeitsweise dadurch geprägt ist, dass ich nicht darüber nachdenke, was alles nicht möglich ist, um daran dann zu verzweifeln. Aber hier stand für mich fest, dass ich diese Produktion mit Nadine Geyersbach machen wollte. Sie kann das, was ich in dem Stoff sehe, verkörpern. Auch weil sie gerne bastelt, solche Hexenarbeit macht …

Was meinen Sie damit?

Sie bastelt Dinge, Gegenstände, oft aus gefundenen Sachen. Und sie bringt sie in die Produktionen mit: Sich so selbst einzubringen, das meine ich mit Hexenarbeit, und das finde ich voll schön. Das hat immer eine andere Ästhetik als das, was von den Theaterwerkstätten produziert wird: Es wirkt selbstgemacht, es ist Handarbeit.

„Possessed“, Open Air auf dem Goetheplatz, Bremen, öffentliche Probe am 16. und Vorstellungen am 17., 19. & 23. Juni, immer 21.30 Uhr

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