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wortwechselVon Sondervermögen, Klimageld und Globuli

Bundeswehr-„Sondervermögen“ ist im Grundgesetz geschützt. Verhöhnt das Klimageld Geringverdienende? Deutscher Ärztetag streicht homöopathische Weiterbildung

Weich gelandet mit Rettungsschirm Foto: Silas Stein/dpa

Klimageld

„Mit Armut spielt man nicht“,

taz vom 1. 6. 22

Was treibt unsere Politiker? Wie glauben sie den Menschen mit niedrigem Einkommen helfen zu können? Der neueste Plan: das Sozialklimageld, gestaffelt nach Einkommen. Offenbar glaubt Herr Heil, dass Menschen mit einem monatlichen Einkommen von 4.000 Euro mit einer monatlichen Beihilfe von etwa 9 Euro über Inflation und sonstige Teuerungen hinweggeholfen wird. Anders ausgedrückt: mit 30 Cent pro Tag! Was für ein sinnloser Unfug! Vorschlag: den Kreis der Empfänger so klein halten, dass bei ihnen mindestens 100 Euro pro Monat ankommen. Auch das ist natürlich zu wenig, aber immerhin spürbar. Und wenn dann die CO2-Einnahmen sprudeln und das Klima damit gerettet wird, dehnt sich der Empfängerkreis automatisch immer weiter. Milde Gaben, deren Milde nicht spürbar ist, sind überflüssig und verhöhnen die Empfänger! Baldur v. Berlepsch, Vöhl

Lebensmittelrettung

„Erst die Avocado, dann die Welt“,

taz vom 1. 6. 22

Das Projekt ist sehr löblich, doch entzieht es den Tafeln, die mangels Spenderware jetzt schon an ihre Grenzen stoßen, wertvollen Rohstoff. Leider gibt es noch viele Supermärkte, die Produkte mit ablaufendem Mindesthaltbarkeitsdatum zerstören, Container wegsperren und Lebensmittelretter bedrohen, sowie Staatsanwälte, die ein öffentliches Interesse an deren Kriminalisierung haben. Sicher, es gibt auch Ausnahmen: den Supermarktleiter, der abends die Tür zu den Tonnen offen lässt, oder noch besser, der solche Produkte in den Kartons lässt und erst am nächsten Tag in die Tonne wirft.

Friedrich Thorwest, München

Klimadiskurs

„Essen und Klimakrise“, taz vom 30. 5. 22

In den Artikel hat sich ein Fehler eingeschlichen: Das Umweltbundesamt hat den Ausstoß von Treibhausgasen in der Landwirtschaft nicht für 2021 mit 7 Prozent angegeben, sondern für 2020. 2021 sollen es dann schon 13 Prozent gewesen sein. Beide Zahlen werden von den Experten stark angezweifelt. Prof. Edenhofer vom Klimafolgenforschungsinstitut Potsdam schätzt den Ausstoß auf circa 25 Prozent in Deutschland, weltweit sollen es fast 50 Prozent sein. Das zeigt wieder einmal, wie Bodenpflege und Landwirtschaft hierzulande im Klimadiskurs hintenüberfallen. Marina Wandruszka, Hamburg

Grundgesetz

„Startschuss für olivgrünes Shopping“,

taz vom 30. 5. 22

In einer Blitzaktion wird mal eben so das Grundgesetz (GG) geändert, um Ausgaben für Militär festzuschreiben. Das wird nie wieder rückgängig gemacht werden.

Es ist erstaunlich, dass es eine ganze Wirtschaftsbranche ins GG schafft, um ihre Interessen auf ewig festzuschreiben. Eine gründliche Aussprache im Parlament findet nicht statt. Keine der Parteien fordert das, die einen wollen es ohnehin nicht, die anderen sind klammheimlich froh darüber. Man kann über die Ausgaben für die Bundeswehr streiten, sie ablehnen oder befürworten, aber ins GG gehört so etwas nie und nimmer. Seit Jahren werden Versuche unternommen, Kinderrechte im GG zu verankern, und genauso lange wird das verhindert. Die kriminellen Untaten an Kindern, Säuglingen sind zeitgleich aktuell in allen Medien, auch die steigende (!) Kinderarmut in unserem Land ist ein Skandal. Fällt niemandem die Absurdität, ja Zynismus dieses Handelns auf?

F. Lothar Winkelhoch, Gummersbach

Beschaffungswesen

„Startschuss für olivgrünes Shopping“,

taz vom 30. 5. 22

Erstaunlich ist, warum eigentlich nicht auch der Frage weiterhin nachgegangen wurde, warum die Bundeswehr sich in einem Zustand befand, „in dem sie nicht voll einsatzbereit“ war, wie das nicht nur die Wehrbeauftragte Eva Högl feststellte, obwohl der Etat für die Bundeswehr im europäischen Vergleich gar nicht so schlecht war. Es wurde immer wieder auf die Defizite im Beschaffungswesen hingewiesen, die sich im Laufe der Zeit während der CDU-Zuständigkeit ergeben hatten. Vielleicht wäre daher erst mal eine völlige Neuordnung des Beschaffungswesens nötig gewesen, damit die 100 Milliarden nicht auch in schwarzen Löchern verschwinden?

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

Finanzierungskonzepte

„Eine praktische Lösung“,

taz vom 30. 5. 22

Wer soll das bezahlen – woher kommt das Geld? 100 Milliarden Euro sind keine echten SCHULDEN, es ist ein Sondervermögen, geschützt im Grundgesetz.

Ein anderes Finanzierungskonzept ist es, die Zusatzgewinne der deutschen Militär-Industrie abzuschöpfen, Kriegswaffen dürfen nicht zur „Goldgrube“ werden für Aktionäre in den nächsten 10 Jahren. Wird der Verteidigungsausschuss des Bundestages hier die Überwachung und Finanzkontrolle wirkungsvoll übernehmen?

Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg

Nazi-Methoden?

„Ein Kanzler, der verdrängt“,

taz vom 30. 5. 22

Olaf Scholz hat auf einem Podium, vor großem Publikum, die Proteste von jungen Menschen für mehr Klimaschutz mit den Methoden der Nazis verglichen.

Mal ganz abgesehen davon, dass Nazi-Vergleiche immer sehr brisant sind, zeigt der Bundeskanzler in diesem einen, sicher ehrlichen, weil unbedachten Moment, wes Geistes Kind er wirklich ist. Vor dem Hintergrund, was Scholz offenbar tatsächlich über Klimaschutz und die völlig berechtigen Proteste der jüngeren Menschen, deren Zukunft durch die älteren Generationen einzig für den Profit weniger zerstört wird, denkt, gibt es auf diese unfassbare Entgleisung des Kanzlers nur eine mögliche Konsequenz: Scholz muss zurücktreten! Hätte er doch nur geschwiegen. Da wird Scholz seit Wochen der Vorwurf gemacht, er würde nicht gut und ausreichend kommunizieren. Und dann wird er einmal zu einer spontanen Aussage gebracht und entlarvt sich selbst als für das Amt komplett ungeeignet.

Stefan Bluemer, Essen

Lobbyarbeit?

„Ärztetag streicht Globuli-Kurse“,

taz vom 27. 5. 22

Wenn Ärzte zukünftig nicht mehr in Homöopathie weitergebildet werden können, weil der Ärztetag unwissenschaftlich mit Blick auf die Studienlage zur Homöopathie und mit einem verkürzten Evidenzbegriff argumentiert, dann spricht er sich zugleich gegen die Therapiefreiheit und das Patientenwohl aus. Denn die Homöopathie ist nach wie vor sehr beliebt. Patienten werden weiterhin nach dieser Therapieoption fragen. Wenn sie dann keinen qualifizierten ärztlichen Ansprechpartner mehr finden, wird die Konsequenz in vielen Fällen Selbstmedikation sein.

Die Delegierten auf dem Deutschen Ärztetag in Bremen müssen sich die Frage stellen lassen, ob sie in ihrem Behandlungsalltag wirklich immer konsequent und ausschließlich nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin behandeln. Denn was genau ist evidenzbasierte Medizin? Insofern ist die Entscheidung des Ärztetags allenfalls das Ergebnis intensiver Lobbyarbeit, aber sie ist nicht wissenschaftlich.

Fred-Holger Ludwig, Bad Bergzabern

Mehr als Placebo

„Ärztetag streicht Globuli-Kurse“,

taz vom 27. 5. 22

Die Meinung, dass Homöopathie nicht über Placebo hinaus wirke, muss in eurem Artikel als solches – dass es eine Meinung ist, dass Homöopathie nicht wirke – erkennbar sein. Ansonsten könnt ihr das auch als eure Meinung kundtun, es bleibt aber nur eine Meinung. Es ist ja nicht so, dass es tatsächlich nicht wirkte.

Sebastian Wriedt, Weimar

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