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Wenn Bremen am Abend nur Punk und Bier bietet

Bremen-Steintor

7.509 Einwohner*innen. Die Webseite der Stadt Bremen weist zehn Fischrestaurants aus.

Weißwein und Fisch, mit Blick auf die Weser. Mit dieser Vorstellung und hungrig nach dem Arbeitstag verlasse ich mein Hotel am Bremer Hauptbahnhof. In zehn Minuten bin ich mit dem Rad in der Altstadt – die Rezeptionistin markierte sie auf die Karte. Bis auf menschenleere Kopfsteinpflasterstraßen im Sonnenuntergang finde ich dort nichts. Ich fahre weiter und erreiche eine lebendige Gegend (Steintorviertel steht auf einem Schild), wo alles am Samstag um 22 Uhr geöffnet ist. Doch Falafel, vietnamesisch, Burger überzeugen mich nicht, und ich bekomme schlechte Laune.

„Vorerst ein kaltes Bier“, sage ich mir. Ich entdecke eine Eckkneipe, drinnen ein Punkkonzert, draußen Lichterketten, tätowierte Menschen in Kapuzenpullis. Ich setze mich hin und fühle mich fremd, fehl am Platz in meiner Radbekleidung, als wäre ich in Funktionsklamotten auf einer Antifa-Demo. Ich versuche, das Gefühl zu ignorieren und trinke das lauwarme Bier auf ex. In meinem Hotelzimmer esse ich Chips und Schokolade zum Abend, während im Fernsehen eine Sendung über „die verrückten 90er Jahre in Deutschland“ läuft.

Luciana Ferrando