: Lula fordert Bolsonaro heraus
Brasiliens Ex-Präsident hat seine erneute Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im Oktober verkündet
Der linke Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat offiziell seine Kandidatur für die brasilianische Präsidentschaftswahl im Oktober erklärt. Seine Kandidatur sei ein Aufruf an alle Demokraten, die das Land wiederbeleben wollten, sagte der 76-Jährige am Samstag (Ortszeit) in São Paulo.
Lula, der Brasilien von 2003 bis 2010 regierte, rief seine Anhänger auf, „die größte friedliche Revolution“ der Geschichte zu organisieren. „Alles, was wir getan haben und was das brasilianische Volk erreicht hat, wird von der aktuellen Regierung zerstört“, warf er dem rechtsextremen Staatschef Jair Bolsonaro vor. Laut Umfragen liegt Lula in der Gunst der Wähler vor Bolsonaro, der sich um eine zweite Amtszeit bewirbt.
Als Lulas Vizepräsident kandidiert der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, Geraldo Alckmin. Bei der Präsidentschaftswahl 2006 standen sich Lula und Alckmin, der damals noch der konservativen Partei PSDB angehörte, als Kontrahenten gegenüber. Mit Alckmin hofft Lula Vertreter der Wirtschaft anzusprechen, die nicht zur traditionellen Wählerschaft der linken Arbeiterpartei PT gehören. Bolsonaro warf er verantwortungsloses Handeln in der Coronapandemie vor. Der Präsident sei mitverantwortlich für die rund 660.000 Todesopfer in Brasilien, sagte Lula. Zudem habe die Regierung Millionen Menschen durch die Inflation und hohe Lebensmittelpreise in die Armut getrieben. Lula will mit einem Bündnis aus sieben linksgerichteten Parteien, den Gewerkschaften und sozialen Bewegungen um die Präsidentschaft kämpfen.
Während der Regierungszeit von Lula erlebte Brasilien einen wirtschaftlichen Aufschwung. Mit Sozialprogrammen holte er Millionen Menschen aus der Armut. Lula wurde aber 2018 wegen Korruption und Geldwäsche zu zwölf Jahren und einem Monat Haft verurteilt. Er hatte die Ermittlungen gegen ihn stets als politisch motiviert zurückgewiesen. Der Oberste Gerichtshof beschloss, die Urteile aus prozessualen Gründen aufzuheben. 2019 wurde Lula aus der Haft entlassen. Mit seiner damaligen Inhaftierung war der Weg frei geworden für Bolsonaro, der die Präsidentschaftswahl 2018 gewonnen hatte. (epd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen