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Sowas von gestern

Zeitungswende: Zum ersten Mal in ihrer Geschichte ist die taz am Mittwoch nicht erschienen. Wegen eines Stromausfalls. Wir hoffen, Sie sind so geduldig wie Papier und lesen ab hier die Vortageszeitung

Das hier ist eine historische Ausgabe. Wir veröffentlichen heute die Zeitung von gestern – oder zumindest, was wir von dieser fertigstellen konnten, bis uns vorgestern ein Stromausfall in die Quere kam. Nach 43 Jahren und bisher 12.822 Ausgaben konnte die taz am 20. April 2022 erstmals in ihrer Geschichte weder in gedruckter noch in digitaler Form erscheinen. Das holen wir jetzt in Teilen nach.

Grund für die Störung war ein Kurzschluss im öffentlichen Stromversorgungsnetz, der unsere Server lahmlegte. Durch externe Dienstleister waren wir in der Lage, größere Schäden an der Infrastruktur zu vermeiden, die ein spontaner Ausfall der Stromversorgung mit sich bringen kann. Ganz schadensfrei verlief es leider nicht. Wir kamen bis Redaktionsschluss am 19. April nicht an unsere Daten. Unsere Webseite war ebenfalls nicht zu erreichen.

Redaktion und Verlag wurden mit Süßigkeiten versorgt und verharrten bis in die späten Abendstunden, schickten sich Motivationsvideos von Ottern, veröffentlichten ihre Texte auf Twitter oder filmten sie als Word-Dokumente ab, andere versuchten, sich mit der aussagelosen Rede von Olaf Scholz abzulenken oder bastelten gleich ein taz Papierschiffchen.

Aber es passierte nichts. Wir erlebten eine historische Zäsur – seit ihrer Gründung am 17. April 1979 ist die taz noch nie nicht erschienen.

Epische Grundsatzdiskussionen, polizeiliche Durchsuchungen oder aktivistische Besetzungen konnten die Redaktion nicht davon abhalten, ihre Zeitung in Druck zu geben. Selbst 1989, als die Technik ausfiel beim Umzug von der Watt- in die Kochstraße, gab es eine Notausgabe, getippt auf Schreibmaschinen, gefaxt an die Druckerei. Auch eine Idee. Aber solche analogen Lösungen haben wir schlicht nicht mehr.

Stattdessen veröffentlichen wir auf den nächsten 8 Seiten die Texte der taz von gestern, die bis zum Stromausfall um 15 Uhr schon fertig produziert waren. Wir haben die Seiten größtenteils so gelassen, wie sie sind. Fühlen Sie sich einfach in den gestrigen nachösterlichen Tag ein, dann sind Sie ganz dabei. Viel Spaß bei der Lektüre!

Katrin Gottschalk, Vize-Chefredakteurin taz

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